– von Jan Schwartz und Victoria Waldersee
Hamburg/Berlin (Reuters) – Volkswagen setzt beim größten Umbau seit langem auf die Kraft seiner Marken.
Um die Kosten für das milliardenschwere Investitionsprogramm für den Wandel zu einem softwarebasierten Mobilitätsanbieter zu stemmen, soll die Rendite von Europas größtem Autobauer bis 2027 auf bis zu zehn Prozent klettern, wie Konzern-Chef Oliver Blume beim Kapitalmarkttag am Mittwoch ankündigte. Für das Ende des Jahrzehnts wurde die Spanne auf neun bis elf Prozent angehoben. 2022 lag die bereinigte Rendite bei acht Prozent. Den Umsatz wollen die Wolfsburger bis 2027 jedes Jahr um fünf bis sieben Prozent steigern. Für die Zeit danach ist ein Wachstum geplant, das sich an der Branchenentwicklung orientiert.
Blume betonte vor Analysten, die Aussichten der Automobilindustrie seien angesichts der geopolitischen Risiken und der konjunkturellen Unsicherheit ungewiss. “Zusammengenommen kommt das einem perfekten Sturm nahe”, sagte Blume vor Investoren am Hockenheimring in Baden-Württemberg. Volkswagen sehe sich neuen Wettbewerber gegenüber, die aggressiv in den Automarkt drängten. “Deshalb müssen wir uns auch mit enormer Geschwindigkeit verändern, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.”
Die Markengruppen erhielten erstmals eigene Renditevorgaben, um den Konzern insgesamt auf ein höheres Niveau zu heben. “Es ist wie im Fitnesscenter”, sagte Blume bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten im Vorfeld des Kapitalmarkttags. Jede Marke trainiere und je fitter sie werde, umso besser werde der Konzern. Die kriselnde Softwaretochter Cariad, deren Management gerade erneuert wurde, bekommt ein eigenes Fitnessprogramm. Das Auto-Betriebssystem, dessen Entwicklung unter Blumes Vorgänger Herbert Diess ins stocken kam, wird für Partner geöffnet. Die Entwicklung wird beschleunigt.
AUS PREMIUM WIRD “PROGRESSIVE”
Die Markengruppen benannte Blume um: Unter “Core”, also dem Kern von Volkswagen, sind wie zuvor bereits in der Volumengruppe die Hauptmarke VW und ihre Schwestern Skoda und Seat/Cupra sowie die VW-Transportersparte zusammengefasst. Die Markengruppe soll bis 2025 auf acht Prozent Rendite kommen. Für VW hat Markenchef Thomas Schäfer bereits ein Programm für Effizienzsteigerungen im Volumen von zehn Milliarden Euro angekündigt, um bis 2026 eine Rendite von 6,5 Prozent zu erreichen. 2022 schaffte die Kernmarke des Konzerns 3,6 Prozent.
Audi, die die in “Progressive” umbenannte Premiumgruppe mit den Luxusautobauern Bentley, Lamborghini und dem Motorradhersteller Ducati anführt, soll die Rendite auf 14 Prozent steigern. Bisher lag das Ziel bei neun bis elf Prozent. Der börsennotierte Sportwagenbauer Porsche will in den nächsten Jahren mehr als 20 (18,6) Prozent erreichen. Die Gruppe “Trucks”, bekannt als Traton mit Marken wie Scania, MAN, Navistar und dem Südamerikageschäft, soll neun Prozent erzielen.
WERT VOR VOLUMEN
In den vergangenen Jahren sei oft die Maxime des Konzerns gewesen, schneller als die Fixkosten zu wachsen, sagte Finanzchef Arno Antlitz. “Wir sind davon überzeugt, dass wir im Zuge der Transformation diese Strategie auf unseren Ansatz Wert vor Volumen umstellen müssen”, fügte er hinzu. Dabei sei wichtig, die Fixkosten im Blick zu halten und bei Investitionen diszipliniert vorzugehen. Unter früheren Konzernchefs waren die Ausgaben oft ins Kraut geschossen.
Konzernchef Blume, der in Personalunion auch Porsche führt, betonte, dass Einsparungen nicht im Vordergrund des Umbaus stünden, vielmehr werde die Effizienz gesteigert und Synergien zwischen den Marken besser genutzt werden. Ohne die Senkung der Arbeitskosten wird Volkswagen dabei allerdings nicht auskommen, wie Antlitz einräumte. Die Maßnahmen würden noch von den Marken erarbeitet.
Blume kündigte zudem eine unabhängige Untersuchung des Werks in der chinesischen Uiguren-Provinz Xinjiang noch in diesem Jahr an. Darüber sei man im Austausch mit Partner SAIC. Aus der Region gibt es seit längerem Vorwürfe wegen Menschenrechtsverletzungen.
(Bericht von Jan C. Schwartz und Victoria Waldersee, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











