Berlin (Reuters) – In einer Tarifrunde mit vielen Beteiligten hat die Eisenbahnergewerkschaft EVG einen ersten Abschluss mit einem Konkurrenten der Deutschen Bahn (DB) erzielt.
Am Dienstagmorgen habe man sich mit den Unternehmen der Transdev-Gruppe auf eine Lohnerhöhung von insgesamt 420 Euro verständigt, teilte die EVG mit. Daran solle sich der Staatskonzern ein Beispiel nehmen, sagte EVG-Tarifvorständin Cosima Ingenschay. “Das setzt natürlich auch Maßstäbe für die DB AG, mit der wir ja auch morgen wieder zusammenkommen.” Die Bahn erklärte, dass am Mittwochnachmittag in Berlin weiterverhandelt werde.
Der Abschluss mit Transdev sieht auch eine Inflationsausgleichsprämie von bis zu 1400 Euro vor, bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von 21 Monate. Die Transdev ist nach der staatseigenen DB AG das größte Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland. Dazu gehören etwa die Bayerische Regiobahn, die Bayerische Oberlandbahn, die NordWestBahn und die Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft. Die Lohnerhöhung kommt in zwei Schritten: 290 Euro gibt es ab November 2023 und weitere 130 Euro ab August 2024 (für Nachwuchskräfte 150 und 70 Euro). Für die Transdev Service Gesellschaft wurden etwas niedrigere Beträge vereinbart.
Die Gewerkschaft verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei rund 50 Bahn- und Busunternehmen, darunter etwa 180.000 bei der Deutschen Bahn. In der Tarifrunde mit der DB will sich die EVG erst am Mittwoch zum bisherigen Verhandlungsstand äußern. Ab Dienstagabend werde die zuständige Tarifkommission tagen und ein erstes Votum zum “aktuellen Zwischenstand” sei für Mittwochmittag geplant, erklärte die EVG. Danach werde der Bundesvorstand der EVG zusammenkommen und ebenfalls eine Bewertung abgeben. Erst dann sei klar, wie es weitergehe.
“Wir zollen der Transdev und allen Unternehmen, die vergleichbare Angebote vorgelegt haben, großen Respekt, vor dem Marktführer die Messlatte zu legen und damit neuen Schwung in die Verhandlungen zu bringen”, sagte EVG-Tarifvorstand Ingenschay. Hier mache die Branche deutlich, was nötig sei, um die Leistungen der Beschäftigten auch finanziell zu honorieren.
MEHR ZULAGEN UND LÄNGERER NACHTARBEITSZEITRAUM
Den Stein ins Rollen gebracht hatte laut EVG die Norddeutsche Eisenbahn Niebüll, die bereits in der vorigen Woche angeboten hatte, die Löhne um insgesamt 420 Euro zu erhöhen und eine Inflationsausgleichsprämie von 1000 Euro zu zahlen. Sieben weitere Unternehmen – darunter die Vias Rail sowie die Erfurter Bahn und die Süd-Thüringen-Bahn – hätten daraufhin am Montagabend erklärt, sich mit der EVG ebenfalls auf einen Tarifvertrag zu verständigen, der 420 Euro mehr Lohn vorsehe. Auch hier solle die Inflationsausgleichsprämie 1000 Euro betragen, die Laufzeit ebenfalls 21 Monate. Die Westfälische Landes-Eisenbahn, die RuhrLippeEisenbahn und Regionalverkehr Münsterland hätten noch für Dienstag ein Angebot angekündigt. Am Dienstagvormittag erklärten laut EVG fünf weitere Bahnfirmen wie die Eurobahn und die Osterhannoversche Eisenbahnen AG, auch auf diesem Niveau einen Tarifvertrag abschließen zu wollen.
Neben der Lohnerhöhung habe man in den Verhandlungen mit Transdev auch viele betriebliche Themen abgeräumt, sagte EVG-Verhandlungsführer Pierre Reyer. So seien etwa die Zulagen um insgesamt zehn Prozent angehoben und der Nachtarbeitszeitraum von 20.00 bis 6.00 Uhr ausgedehnt werden.
Die EVG hatte ursprünglich zwölf Prozent mehr Lohn gefordert, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr – bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











