Zürich (Reuters) – Die Nachwehen des Signa-Debakels haben der Bank Julius Bär die dritte umfangreiche Kredit-Wertberichtigung innerhalb von knapp zwei Jahren eingebrockt.
Nach Abschluss der internen Überprüfung des Kreditportfolios schreibt der Schweizer Vermögensverwalter weitere 149 Millionen Franken ab, wie Bär am Montag mitteilte. Der Schritt veranlasste das Institut auch zu einer Gewinnwarnung für das Jahresergebnis 2025. Bär-Chef Stefan Bollinger will nun nach vorne blicken. Der Abschluss der Untersuchung im Übergangsjahr 2025 sei ein wichtiger Meilenstein bei der Bereinigung der Altlasten, betonte er. “Ich bin froh, dass diese Überprüfung abgeschlossen ist und wir uns nun voll und ganz auf unsere Zukunft konzentrieren können, nämlich auf unser Kerngeschäft, die Vermögensverwaltung.”
Die Anleger reagierten ungnädig. Während andere europäische Branchenvertreter zulegten, sackten die Bär-Aktien im Morgenhandel um bis zu 5,9 Prozent ab. Die hohe Abschreibung sei nicht erwartet worden, zudem sei der Neugeldzufluss enttäuschend ausgefallen, erklärte Citi-Analyst Nicholas Herman. Das Geldhaus sammelte bei seinen reichen Privatkunden in den ersten zehn Monaten des Jahres 11,7 Milliarden Franken an frischem Geld ein. Damit wuchs die nach der UBS größte reine Privatbank des Landes auf das Jahr hochgerechnet um 2,8 Prozent.
Bollinger zufolge dürfte Bär im Gesamtjahr auf einen ähnlichen Wert kommen und die eigene Vorgabe von drei Prozent damit wohl verfehlen. Rivale EFG International kam im Halbjahr mit 6,5 Prozent auf eine mehr als doppelt so hohe Wachstumsrate. Bollinger begründete das verhaltene Wachstum damit, dass sich das Institut von Kunden mit zu hohen Risiken sowie von Kundenberatern trenne, die die notwendige Leistung nicht erbrächten. Zusammen mit den Kursgewinnen an den Finanzmärkten sorgten die eingeworbenen Neugelder dennoch dafür, dass die insgesamt verwalteten Vermögen auf den Rekordwert von 520 Milliarden Franken kletterten.
ANTRAG AUF AKTIENRÜCKKÄUFE FRÜHESTENS ENDE FEBRUAR
Anfang 2024 hatte Bär Netto-Kreditverluste von 606 Millionen Franken verbucht, der größte Teil davon in Zusammenhang mit dem Kollaps der Immobiliengesellschaft Signa des österreichischen Investors Rene Benko. Der Skandal kostete den damaligen Bär-Chef den Job. Der seit Anfang des Jahres amtierende CEO Bollinger ordnete an, das Kreditportfolio auf weitere Problemfälle zu durchforsten und vorsichtigere Kriterien für die Kreditqualität anzuwenden. Im Mai nahm das Institut dann Wertberichtigungen auf Hypotheken und andere Kredite im Volumen von 130 Millionen Franken vor. Damals erwartete Bollinger nicht, “dass zusätzliche wesentliche spezifische Risiken aufgedeckt werden, die zu erheblichen Kreditverlusten führen könnten.”
Doch nun habe das Institut entschieden, rund ein Dutzend Positionen im Kreditbuch abzubauen, die nicht mit der neuen Strategie und den überarbeiteten Leitlinien zur Risikobereitschaft der Gruppe vereinbar seien. Bei diesen Positionen handle es sich hauptsächlich um Wohn- und Gewerbeimmobilien in der Schweiz im Volumen von insgesamt 0,7 Milliarden Franken. Der neue Risiko-Chef Ivan Ivanic erklärte, Bär habe die Kredite 2023 vergeben in der Hoffnung, damit neue Vermögensverwaltungskunden zu gewinnen. Dies sei aber nicht gelungen.
Aufgrund der einmaligen Auflösung von Steuerrückstellungen im Dezember 2024, der Belastung aus dem Verkauf des lokalen Geschäfts in Brasilien zu Beginn des Jahres und der Kreditverluste erwartet Bär, dass der Konzerngewinn nach der Rechnungslegung IFRS für das Gesamtjahr 2025 unter den 1,02 Milliarden Franken des Jahres 2024 liegen dürfte. Unter Ausschluss dieser Einmaleffekte sei die zugrunde liegende Rentabilität weiterhin stark.
Ganz abhaken kann Bär die Signa-Affäre aber immer noch nicht. Der Fall hatte dem Institut ein Enforcementverfahren eingetragen, die schärfste Waffe der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma. Und solange dieser Bericht nicht abgeschlossen ist, will Bär auf Aktienrückkäufe verzichten. Bär sei noch nicht so weit, bei der Finma grünes Licht für Aktienrückkäufe zu beantragen, erklärte Bollinger. Dies sei frühestens Ende Februar der Fall. “Aber aus meiner Sicht gibt es einige Punkte, die wir intern noch klären müssen, bevor wir sie darum bitten können.”
(Bericht von Oliver Hirt und Ariane Lüthi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)










