Genf (Reuters) – Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat nach eigenen Angaben im Gazastreifen trotz einer seit fast sechs Wochen geltenden Waffenruhe Frauen und Kinder mit Verletzungen durch israelische Luftangriffe und Schüsse behandelt.
Seit Mittwoch hätten medizinische Mitarbeiter im Norden und Süden des Küstengebiets Frauen und Kinder mit offenen Brüchen sowie Schusswunden an Gliedmaßen und Kopf versorgt, teilte die internationale Hilfsorganisation am Freitag mit. Unter den Verletzten sei ein neunjähriges Mädchen, das am Mittwoch in einem Krankenhaus in Gaza-Stadt wegen einer Schussverletzung im Gesicht behandelt worden sei. Diese sei durch eine israelische Drohne verursacht worden, hieß es unter Berufung auf eine Krankenschwester vor Ort.
Auch das UN-Kinderhilfswerk Unicef berichtete am Freitag von Opfern unter Minderjährigen. Seit Inkrafttreten der Waffenruhe am 10. Oktober seien mindestens 67 Kinder infolge von Kampfhandlungen getötet worden. “Dutzende weitere wurden verletzt. Seit Beginn der Waffenruhe sind im Durchschnitt fast zwei Kinder am Tag getötet worden”, sagte Unicef-Sprecher Ricardo Pires in Genf. Am Donnerstag sei ein kleines Mädchen bei einem Luftangriff im südlichen Chan Junis zusammen mit seinen Eltern getötet worden. Am Mittwoch seien sieben Kinder bei Luftangriffen im nördlich gelegenen Gaza-Stadt und im Süden des Palästinensergebiets ums Leben gekommen.
Israel und die radikal-islamische Hamas werfen sich gegenseitig Verstöße gegen die Waffenruhe vor, die aber formell weiter Bestand hat. Das israelische Militär äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht. In der Vergangenheit hatte es erklärt, nicht gezielt Zivilisten anzugreifen. Seit dem 11. Oktober wurden dem Gesundheitsministerium in Gaza zufolge 312 Palästinenser vom israelischen Militär getötet. Die israelische Armee erklärte ihrerseits, seit Beginn der Waffenruhe seien drei ihrer Soldaten bei Angriffen im Gazastreifen getötet worden. Im Rahmen der Waffenruhe-Vereinbarung hatte sich das Militär auf eine sogenannte “gelbe Linie” zurückgezogen. Es kontrolliert 53 Prozent des Gazastreifens.
Das Militär hat erklärt, es habe seit dem 10. Oktober Personen getötet, die als “Terroristen” eingestuft worden seien und die “gelbe Linie” überschritten hätten. Auf Angriffe auf israelische Soldaten habe man mit Vergeltungsschlägen reagiert.
(Bericht von Emma Farge und Olivia Le Poidevin, geschrieben von Christian Götz, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)










