Regierungssprecher sieht keinen Schaden durch Merz’ Belem-Äußerung

Berlin (Reuters) – Die Äußerung von Kanzler Friedrich Merz über seinen Abreisewunsch aus der brasilianischen Stadt Belem wird nach Ansicht seines Regierungssprechers den deutsch-brasilianischen Beziehungen nicht schaden.

Merz habe im Gegenteil seine sehr kurze Reise zur Weltklimakonferenz in Brasilien “sehr intensiv genutzt, um die exzellenten Beziehungen mit Deutschland zu Brasilien zu vertiefen”, sagte Stefan Kornelius am Mittwoch in Berlin. Allerdings gab es sowohl in Brasilien als auch in Deutschland Kritik an der Äußerung des Kanzlers.

Merz hatte auf einem Handelskongress vergangene Woche gesagt, dass Deutschland ein wunderbares Land sei. Er fügte hinzu: “Ich habe einige Journalisten, die mit mir in Brasilien waren, letzte Woche gefragt: Wer von euch würde denn gerne hierbleiben? Da hat keiner die Hand gehoben. Die waren alle froh, dass wir vor allen Dingen von diesem Ort, an dem wir da waren, … wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind.”

Der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva, den Merz vor Ort auch getroffen hatte, sagte, dass Merz in Brasilien hätte tanzen und essen sollen, um zu merken, dass er dies in Berlin nicht haben könne. Auch Grünen- und SPD-Politikerinnen kritisierten Merz für seine Aussage. “Die unbedachte Äußerung des Bundeskanzlers hat in Brasilien erhebliche Empörung ausgelöst”, sagte etwa die SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Cademartori dem “Spiegel”. Die Äußerung bediene das Vorurteil vom “arroganten Deutschen” und falle in eine Phase, in der der Westen in Südamerika als “aggressiv und imperialistisch” wahrgenommen werde.

Bundesfinanzminister und SPD-Co-Chef Lars Klingbeil sagte am Mittwoch in Shanghai auf Nachfragen, dass der Merz-Besuch in Belem sehr gut gewesen sei. Es gebe gemeinsame Projekte mit Brasilien. “Ich habe auch wahrgenommen, dass es diese Irritation gibt, aber die werden wir sehr schnell ausräumen”, sagte Klingbeil. Er sei immer dafür, wenn Politiker frei reden dürften, so der SPD-Chef.

“Dem Bundeskanzler liegt es fern, sich abfällig über Brasilien zu äußern”, betonte seinerseits Regierungssprecher Stefan Kornelius. Es gebe deshalb keinen Grund, sich zu entschuldigen und er sehe keinen Schaden für das bilaterale Verhältnis.

(Bericht von Andreas Rinke, Miranda Murray, Maria Martinez; redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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