Rom (Reuters) – Der Goldschatz der italienischen Zentralbank weckt in Zeiten knapper öffentlicher Kassen neue Begehrlichkeiten in der Politik.
Abgeordnete haben am Dienstag einen Versuch gestartet, die Eigentumsverhältnisse der 300 Milliarden Dollar schweren Goldreserven der Banca d’Italia zu klären. Senatoren der Partei Fratelli d’Italia (“Brüder Italiens”) von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni legten dem Parlament einen entsprechenden Vorschlag vor. Dieser wurde als Zusatz zum Haushalt für das kommende Jahr eingebracht, wie die Tageszeitung “Il Messaggero” zuerst berichtete. “Das von der Bank von Italien verwaltete und gehaltene Gold gehört dem Staat im Namen des italienischen Volkes”, heißt es darin.
Immer wieder gibt es politische Forderungen, das Gold zu verkaufen, um Schulden zu senken oder Ausgaben zu finanzieren. Die Notenbank lehnt das strikt ab, da Gold als strategische Sicherheit dient. Sie verfügt über den drittgrößten nationalen Goldbestand der Welt, nach den USA und Deutschland. Die 2452 Tonnen Gold in ihren Tresoren haben zu aktuellen Preisen einen geschätzten Wert von 300 Milliarden Dollar. Dies entspricht rund 13 Prozent der Wirtschaftsleistung des vergangenen Jahres.
In der Vergangenheit hatten bereits Politiker aller Parteien gefordert, die Eigentumsverhältnisse des Goldes zu klären, um es anschließend zur Reduzierung der Staatsverschuldung zu verkaufen. Diese liegt inzwischen bei mehr als drei Billionen Euro und soll im kommenden Jahr einen Höchststand von 137,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreichen. Kritiker warnen jedoch, dass solche Initiativen die in den Verträgen der Europäischen Union verankerte Unabhängigkeit der Zentralbank untergraben würden.
Die jüngere Goldpolitik des Landes wurde durch die Kriegserfahrungen geprägt. Nazi-Truppen, unterstützt vom faschistischen Regime Italiens, beschlagnahmten 120 Tonnen Goldreserven. Bis Kriegsende waren diese auf etwa 20 Tonnen geschrumpft. Durch das Nachkriegs-Wirtschaftswunder entwickelte sich Italien zu einer Exportnation und verzeichnete einen starken Anstieg der Devisenzuflüsse, insbesondere von US-Dollar. Ein Teil dieser Devisen wurde in Gold umgetauscht.
(Bericht von Giuseppe Fonte und Giselda Vagnoni, geschrieben von Rene Wagner; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)










