Berlin (Reuters) – Die Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD hat sich auf eine neue Kraftwerksstrategie geeinigt, um die Stromversorgung auch bei ausbleibender Wind- und Sonnenenergie zu sichern.
Wie Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Donnerstagabend nach Beratungen des Koalitionsausschusses mitteilte, sollen im Jahr 2026 neue, steuerbare Stromkapazitäten im Umfang von insgesamt zehn Gigawatt ausgeschrieben werden. Davon sollen acht Gigawatt auf neue Gaskraftwerke entfallen, die bis 2031 in Betrieb gehen und als Reserve für sogenannte Dunkelflauten dienen sollen. Die übrigen zwei Gigawatt sollen technologieoffen vergeben werden, sodass auch Batteriespeicher zum Zuge kommen könnten.
Eine zentrale Bedingung ist, dass die neuen Gaskraftwerke von Beginn an für eine spätere Umrüstung auf Wasserstoff ausgelegt sein müssen (“H2-Ready”). Gleichzeitig soll ihre Dekarbonisierung bis spätestens 2045 “technologieoffen” erfolgen, was neben der Umstellung auf Wasserstoff auch die Abscheidung und Speicherung von CO2 (CCS) offen läst. “Diese Gaskraftwerke werden so ausgeschrieben, dass sie technisch in der Lage sind, auch Wasserstoff zu nutzen”, sagte Merz.
Um die Dekarbonisierung voranzutreiben, sollen zusätzlich in den Jahren 2026 und 2027 mindestens zwei Gigawatt an Kraftwerken ausgeschrieben werden, die 2032 in Betrieb gehen und frühzeitig und verpflichtend auf Wasserstoff umstellen sollen. Für den Wechsel sei eine Betriebskostenförderung geplant.
BEI BEDARF 2029 WEITERE AUSSCHREIBUNGEN
Um einen möglichen weiteren Strombedarf zu decken, ist laut Beschlusspapier die Möglichkeit einer kurzfristigen und ebenfalls technologieoffenen Ausschreibung im Jahr 2029 vorgesehen, die “grenzüberschreitend geöffnet wird”. Zudem soll eine regionale Steuerung sicherstellen, dass neue Kraftwerke an netzdienlichen Standorten wie im Süden Deutschlands entstehen.
Im Koalitionsvertrag war ein Zubau von Gaskraftwerken mit einer Leistung von bis zu 20 Gigawatt vorgesehen. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) verhandelt seit Monaten mit der EU-Kommission, da die für den Bau und Betrieb nötigen Subventionen als staatliche Beihilfen genehmigt werden müssen. Merz zufolge hat die Kommission bereits signalisiert, dass die Pläne genehmigungsfähig seien.
Da der Betrieb von reinen Reservekraftwerken für die Betreiber nicht wirtschaftlich ist, wird mit Subventionen in Milliardenhöhe gerechnet. Die Finanzierung ist noch offen.
(Bericht von Holger Hansen und Andreas Rinke; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)










