FDA kippt Warnung vor Hormontherapie in den Wechseljahren

Frankfurt (Reuters) – Die US-Arzneimittelbehörde FDA vollzieht nach mehr als 20 Jahren eine Kehrtwende bei der Hormonersatztherapie (HRT) für Frauen in den Wechseljahren.

Die Behörde fordert die Arzneimittelhersteller auf, den schärfsten Warnhinweis, eine sogenannte “Black Box Warning”, von den entsprechenden Produkten zu entfernen. Die Warnhinweise hätten Frauen in unangemessener Weise von einer Behandlung abgeschreckt, die lebensverändernd und manchmal lebensrettend sein könne, schrieb FDA-Chef Marty Makary am Montag in einem Beitrag für das “Wall Street Journal”. Die Annahme, die Therapie erhöhe das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, werde von klinischen Studien nicht gestützt.

Die Warnungen gehen auf das Jahr 2003 zurück und waren eine Reaktion auf eine viel beachtete Studie der “Women’s Health Initiative” (WHI) aus dem Jahr 2002. Diese hatte ergeben, dass bei einer von 1000 Frauen, die eine Hormontherapie erhielten, zusätzlich die Diagnose einer Brustkrebserkrankung ohne tödlichen Ausgang gestellt wurde. Obwohl das Ergebnis statistisch nicht signifikant war, löste es eine breite mediale Debatte aus. In der Folge brachen die Verschreibungen ein. Der Anteil der Nutzerinnen unter Frauen nach der Menopause fiel von 27 Prozent im Jahr 1999 auf rund fünf Prozent bis 2020. Experten führen das erhöhte Risiko in der Studie zudem auf ein bestimmtes Hormonpräparat zurück, von dem Ärzte inzwischen abgerückt sind.

Makary bezeichnete die jahrelange “Verteufelung” der Hormontherapie als einen der größten Fehler der modernen Medizin. Die Therapie lindere nicht nur kurzfristige Symptome wie Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen. Bei einem Beginn innerhalb von zehn Jahren nach der Menopause habe sie zudem erhebliche langfristige Vorteile. So senke sie das Risiko für tödliche Herzerkrankungen um bis zu 50 Prozent und das Alzheimer-Risiko um 35 Prozent. Zudem schütze sie wirksam vor Osteoporose. Herzerkrankungen sind die häufigste Todesursache bei Frauen in den USA.

(Bericht von Patricia Weiß. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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