Berlin (Reuters) – Der deutsche Einzelhandel erwartet ein leichtes Umsatzplus im Weihnachtsgeschäft.
Die Einnahmen dürften im November und Dezember um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 126,2 Milliarden Euro wachsen, sagte der Handelsverband Deutschland (HDE) am Mittwoch in Berlin voraus. Das Plus würde damit deutlich kleiner ausfallen als 2024 mit 3,8 Prozent, aber größer als 2023 mit 0,6 Prozent. “Das Weihnachtsgeschäft bleibt trotz eines schwierigen Umfelds und vieler Ungewissheiten stabil”, sagte HDE-Präsident Alexander von Preen in Berlin. “Viele Händler aber blicken eher vorsichtig oder pessimistisch auf die mit Abstand umsatzstärkste Zeit der Branche.”
Einer HDE-Umfrage unter 300 Handelsunternehmen aller Größen, Standorte und Branchen zufolge erwarten 80 Prozent zurückhaltende Verbraucher. 83 Prozent rechnen damit, dass die Kunden angesichts der Inflation stärker auf den Preis achten werden. Von den ebenfalls befragten 2000 Verbrauchern gaben 73 Prozent an, sich auf Weihnachten zu freuen. Bei den Geschenkeinkäufen wollen sie sich aber zurückhalten: Sie planen im Schnitt 263 Euro ein und damit 34 Euro weniger als im Vorjahr. Die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre, steigende Arbeitslosigkeit und schwache Konjunktur würden sich hier bemerkbar machen. Besonders häufig wollen die Befragten bei der Auswahl der Weihnachtsgeschenke bei Geschenkgutscheinen, Spielwaren, Büchern und Kosmetik oder Körperpflegeprodukten zugreifen.
WEIHNACHTSGESCHÄFT SORGT FÜR FAST EIN FÜNFTEL DES UMSATZES
“Interessant ist, dass die ländlichen Gemeinden und die städtischen Vororte besser abschneiden als die Lagen in den Innenstädten”, sagte von Preen. Dort dürfte intensiver geshoppt werden als in den vergangenen Jahren. “Wir haben den Eindruck, dass sich insbesondere Themen wie die Erreichbarkeit, die Sauberkeit, die Sicherheit in den Städten doch jetzt bemerkbar machen”, sagte von Preen. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte eine Debatte ausgelöst mit seinen Äußerungen, dass es Probleme im deutschen Stadtbild gebe.
Insgesamt erzielt der Einzelhandel 18,5 Prozent seines Jahresumsatzes in den letzten beiden Monaten des Jahres. Für den Online-Handel allein erwartet der HDE einen Anstieg der Weihnachtsumsätze um 3,3 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro. “Das Jahresende entscheidet bei vielen Unternehmen über die Bewertung des gesamten Geschäftsjahres”, sagte von Preen.
Die Politik müsse jetzt rasch ins Handeln kommen und bessere Rahmenbedingungen für die Binnenkonjunktur schaffen. Dabei müsse es unter anderem um die Senkung der Stromsteuer für alle, faire Wettbewerbsbedingungen mit Online-Plattformen und Händlern aus Fernost wie Shein und Temu und den entschlossenen Abbau der Bürokratie gehen. Für das Gesamtjahr erwartet der HDE ein Umsatzwachstum von zwei Prozent auf mehr als 678 Milliarden Euro. Inflationsbereinigt entspreche das einem Plus von 0,5 Prozent. Der Handel beschäftigt rund 3,1 Millionen Mitarbeiter an mehr als 300.000 Standorten.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)










