Siemens Healthineers tritt 2025/26 beim Gewinn auf der Stelle

– von Alexander Hübner

Erlangen (Reuters) – Vor der Entscheidung über einen Rückzug von Siemens trüben sich die Aussichten beim Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers ein.

Aufgrund der Belastungen durch Zölle und den starken Euro dürfte der Gewinn im neuen Geschäftsjahr 2025/26 (per Ende September) allenfalls das Vorjahresniveau erreichen, teilte der Hersteller von Computertomographen, Laborstraßen und Krebsbestrahlungsgeräten am Mittwoch mit. Die Politik von US-Präsident Donald Trump habe die Siemens-Tochter bereits 2024/25 rund 200 Millionen Euro gekostet, im laufenden Geschäftsjahr dürfte es doppelt so viel sein. Mittelfristig werde Siemens Healthineers den Effekt vollständig kompensieren können, sagte Finanzvorstand Jochen Schmitz in Erlangen.

Höhere Preise und Einsparungen sollen dazu beitragen, womöglich auch eine Verlagerung von Produktion in die USA. “Wir werden dabei aber nichts überstürzen”, sagte Schmitz. Aufgrund der relativ kleinen Stückzahlen verteuere das die Stückkosten erheblich. “Wir wollen eine langfristig tragfähige Lösung finden.” Siemens Healthineers erwirtschaftet derzeit 38 Prozent seines Geschäftsvolumens in den USA.

UMSÄTZE IN CHINA STAGNIEREN

Auch China macht Siemens Healthineers Kopfzerbrechen. Im Geschäftsjahr 2024/25 war der einstige Wachstumstreiber für Siemens Healthineers die einzige Region, die nicht wuchs. Die Regierung in Peking kämpft seit zwei Jahren gegen Korruption im Gesundheitswesen und ist dabei, die Beschaffung von Ausrüstung und Geräten für Kliniken zu zentralisieren. “Wir hatten erwartet, dass die Umstellung nur sechs Monate dauert”, räumte Montag ein. Mit Prognosen sei er deshalb vorsichtig. Für 2025/26 gehe man jedenfalls erneut von einem stagnierenden Umsatz aus. Siemens Healthineers sei aber die Nummer eins in China geblieben und habe seinen Marktanteil gehalten.

Weltweit soll der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr zwar auf vergleichbarer Basis um fünf bis sechs Prozent zulegen. Das bereinigte Ergebnis je Aktie werde mit 2,20 bis 2,40 Euro aber bestenfalls stagnieren. Wechselkurse und Zölle dezimierten den Gewinn dabei jeweils um insgesamt 30 Cent je Aktie.

Im Geschäftsjahr 2024/25 stieg der Umsatz auf vergleichbarer Basis um 5,9 Prozent auf 23,4 Milliarden Euro, das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) um zehn Prozent auf 3,86 Milliarden. Beide Kennziffern blieben hinter den Erwartungen der Analysten etwas zurück. Der Gewinn je Aktie lag bei 2,39 (2,23) Euro und damit im Rahmen der im Sommer unter dem Eindruck der US-Zölle angepassten eigenen Erwartungen. Die Dividende soll um fünf Cent auf 1,00 Euro je Aktie steigen. Vorstandschef Montag sprach von einem “soliden Fundament für unsere nächste Strategiephase”, die mit einem Kapitalmarkttag am 17. November eingeläutet werden soll.

WAS MACHT GROSSAKTIONÄR SIEMENS?

Die trüben Aussichten drückten die Healthineers-Aktie am Mittwoch um sieben Prozent auf 45,69 Euro. Auf ihr lastet aber seit längerem die Unsicherheit darüber, was Siemens mit seinem 35 Milliarden Euro schweren Aktienpaket macht. Der Münchner Technologiekonzern hatte die Tochter 2018 an die Börse gebracht und seinen Anteil inzwischen auf knapp 70 Prozent abschmelzen lassen. Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas, der auch den Aufsichtsrat von Healthineers führt, hatte zuletzt einen Rückzug auf eine Minderheitsbeteiligung angeregt – ob, wie und wann, ist aber unklar. Eine Entscheidung soll bis zum Kapitalmarkttag von Siemens am Donnerstag nächster Woche (13. November) fallen.

Healthineers-Chef Montag hofft auf eindeutige Aussagen aus München. “Das Allerwichtigste ist Klarheit”, sagte er. Er fühle sich vom Mutterkonzern nicht in seinen Entscheidungen beeinträchtigt, Siemens Healthineers solle aber nicht nur als “Medizintechnik-Tochter von Siemens” wahrgenommen werden. Wenn Siemens seinen Anteil auf weniger als 50 Prozent senken würde, habe der Konzern das Recht, seine Kredite an die Tochter zurückzufordern, sagte Finanzchef Schmitz. Siemens Healthineers steht dort nach der Übernahme des Krebs-Spezialisten Varian mit rund zwölf Milliarden Euro in der Kreide. Das bereite ihm aber keine Sorgen, machte Schmitz klar. Es gebe reichlich Angebote von Banken zur Refinanzierung, mit Ratingagenturen sei man im Gespräch über eine eigenständige Bonitätsnote.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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