Berlin (Reuters) – Die Monopolkommission dringt auf grundlegende Reformen bei den Stromnetzen, der Ladeinfrastruktur und der Fernwärme, um die hohen Energiepreise in Deutschland zu senken.
In einem am Dienstag veröffentlichten Sektorgutachten Energie fordern die Experten unter anderem dynamische Entgelte für die Stromnetze, um Erzeugung und Verbrauch besser aufeinander abzustimmen. Zudem sollen mehr Ausschreibungen neue Monopole bei Ladesäulen etwa an Autobahnraststätten verhindern und eine Preisaufsicht die Kosten für Fernwärme begrenzen. Für die auslaufende Gasversorgung seien verbindliche Stilllegungspläne nötig, um die Kosten für die verbleibenden Kunden nicht explodieren zu lassen.
Man müsse die Ursachen der hohen Preise angehen, denn das alleinige “Lindern von Symptomen genügt nicht”, erklärte der Vorsitzende des Gremiums, Tomaso Duso. Die Monopolkommission ist unabhängig und berät die Bundesregierung und den Gesetzgeber in Fragen der Wettbewerbspolitik, des Wettbewerbsrechts und der Regulierung. Ihre Gutachten sollen zeigen, wo mangelnder Wettbewerb zu Nachteilen für Verbraucher und Wirtschaft führt.
PREISSIGNALE FÜR “HAPPY HOUR” BEIM STROM
Ein zentraler Punkt des Gutachtens ist das Stromnetz. Die Kommission fordert die Einführung dynamischer Netzentgelte, um auf die starken Schwankungen bei der Stromerzeugung mit Wind- und Sonnenkraft zu reagieren. “Momentan belohnt das System Verhalten, das die Netze an ihre Grenzen bringt”, sagte Duso. Mit Preissignalen könne eine Art “Happy Hour für den Stromverbrauch” geschaffen werden. So ließe sich vermeiden, dass günstige Windenergie im Norden gedrosselt werde, während im Süden teure Gaskraftwerke hochfahren müssten. Voraussetzung dafür sei eine konsequente Digitalisierung der Netze.
Zudem warnen die Experten vor neuen Monopolen. Dies betreffe besonders den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Lastwagen an Autobahnen. “Es darf an Autobahnen nicht zu einem Lademonopol für die Tank & Rast GmbH kommen”, warnte Duso. Ein Großteil der geplanten Ladeparks sei ohne Ausschreibung direkt an das Unternehmen vergeben worden. Auch bei der Fernwärme könnten lokale Monopolisten die Preise nach oben treiben. Hier empfiehlt die Kommission mehr Transparenz und eine Preisaufsicht.
Für die Gasnetze fordert die Kommission frühzeitige Planungssicherheit, wenn Gas als Energieträger bis 2045 abgewickelt werden solle. Es sei unklar, wer deren Stilllegung oder Rückbau finanziere. Ohne verbindliche Pläne der Netzbetreiber drohten hohe Kosten für die verbleibenden Kunden. “Die Energiewende kann nur gelingen, wenn die Menschen mitgenommen werden”, fasste Duso zusammen.
(Bericht von Holger Hansen, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)










