Frankfurt (Reuters) – Nach den Kursgewinnen zum Wochenstart haben sich Anleger am Dienstag erneut von Aktien getrennt.
Der deutsche Leitindex Dax notierte zum Handelsschluss 0,8 Prozent schwächer bei 23.949,11 Punkten. Der EuroStoxx50 verlor 0,3 Prozent auf 5660,20 Zähler. Die wichtigsten US-Indizes lagen zwischen 0,4 und 1,4 Prozent im Minus.
“Nun ist es müßig, nach den entsprechenden Nachrichten zu suchen, wenn heißgelaufene Aktienkurse einfach auch mal korrigiert werden”, kommentierte Christine Romar vom Broker CMC Markets. “Sicherlich spielen die handelspolitischen Spannungen zwischen den USA und China weiterhin eine Rolle, wobei Europa immer wieder zwischen die Fronten gerät.” Händler verwiesen zudem auf eine durchwachsene Bilanzsaison und nachlassende Wetten auf eine weitere Zinssenkung der US-Notenbank Fed. Fed-Chef Jerome Powell hatte angesichts der weiterhin hohen Inflation bereits vorsichtige Töne angeschlagen. “Und diese Vorsicht scheint nun bei den Anlegern angekommen zu sein”, kommentierte IG-Analyst Christian Henke.
QUO VADIS AMERIKA?
Divergierende Ansichten von Fed-Vertretern verunsicherten Investoren weiter. “Ich kann mich nicht erinnern, dass es in all den Jahren, in denen ich diese Märkte beobachte, jemals eine so große öffentliche Meinungsverschiedenheit unter den Fed-Politikern über die politischen Aussichten gegeben hat”, sagte Shaun Osborne, Stratege bei der Scotiabank.
Zins- und Konjunktursorgen drückten auch den Kryptomarkt. Der Bitcoin rutschte um gut fünf Prozent ab. Ether und Ripple büßten knapp sechs und 4,6 Prozent ein. “Nach Monaten des Optimismus ist der Markt nun endgültig in den Realitätsmodus zurückgekehrt”, kommentierte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. “Die Marktteilnehmer sind offensichtlich wieder sensibler für makroökonomische Risiken geworden und reagieren derzeit weniger auf branchenspezifische Nachrichten.”
Die anhaltende Haushaltssperre in den Vereinigten Staaten und der damit verbundene Mangel an offiziellen Wirtschaftsdaten trüben den Blick auf die US-Konjunktur. Anleger richten ihren Fokus daher stärker auf Zahlen privater Anbieter. Zum Wochenauftakt zeichneten etwa Berichte aus einer Umfrage des Institute for Supply Management (ISM) ein düsteres Bild: Die US-Industrie schrumpfte im Oktober den achten Monat in Folge, da die Auftragseingänge gedämpft blieben.
TECH-RALLY PAUSIERT
Anleger fragen sich zudem zunehmend, ob die massiven KI-Investitionen der großen Techkonzerne angemessene Renditen abwerfen werden. Kasse machten Investoren etwa beim US-Datenspezialisten Palantir. Trotz einer überraschend starken Umsatzprognose und eines Rekordhochs verbilligte sich die Aktie an der Wall Street um 7,5 Prozent.
Auch der Dialysekonzern Fresenius Medical Care (FMC) konnte mit überraschend starken Zahlen nicht an der Frankfurter Börse punkten. Die Anteilsscheine führten mit einem Minus von fast zehn Prozent die Verliererliste im Dax an. Grund dafür war nach Einschätzung von JP Morgan die anhaltende Sorge der Anleger über einen weiteren Aktienverkauf durch den Hauptaktionär Fresenius.
An der Börse in Paris brachen die Aktien von Edenred um 8,6 Prozent ein, nachdem der Gutschein-Anbieter eine Verlangsamung des Gewinnwachstums für 2026 in Aussicht gestellt hatte.
In Madrid stürzten Telefonica um 13,1 Prozent ab, nachdem der spanische Telekomkonzern eine Halbierung der Dividende angekündigt hatte.
Dagegen griffen Investoren beim Chiphersteller Elmos Semiconductor zu. Die Titel zogen um 13,2 Prozent an. Der Leverkusener Halbleiterhersteller bekräftigte trotz rückläufiger Geschäfte im dritten Quartal seine Jahresprognose und hob das Ziel für den freien Barmittelzufluss an.
(Bericht von Zuzanna Szymanska und Stefanie Geiger, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)











