Frankfurt (Reuters) – Ein enttäuschender Ausblick hat TeamViewer den zweitgrößten Kurssturz der Firmengeschichte eingebrockt.
Die Aktien des Spezialisten für Fernwartungssoftware fielen am Mittwoch zeitweise um fast 25 Prozent auf ein Rekordtief von 6,41 Euro. Wegen des schwächelnden Großkundengeschäfts der Sparte 1E habe er einen Teil der Ziele für dieses und das kommende Jahr gesenkt, sagte TeamViewer-Chef Oliver Steil in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. “Da ist zwar noch viel im Fluss, aber nach menschlichem Ermessen werden bis zum Jahresende nicht mehr ausreichende Aufträge hereinkommen.”
“Das Wachstum hatte sich bereits in den vergangenen Quartalen abgeflacht, und diese Entwicklung setzt sich nun fort”, kommentierte DZ Bank-Analyst Armin Kremser. Die Integration von 1E bereite offenbar größere Probleme als erwartet.
ABHÄNGIGKEIT VOM ÖFFENTLICHEN US-SEKTOR
TeamViewer hatte 1E vor etwa einem Jahr übernommen. Der Anbieter von Software zur frühzeitigen Erkennung und automatischen Behebung von IT-Problemen beliefert vor allem US-Behörden oder Firmen, die für staatliche Stellen arbeiten. Direkte Auswirkungen des dortigen Regierungsstillstands seien bislang zwar nicht zu beobachten, sagte Steil. Dieser dauere erst wenige Wochen. “Diskussionen darüber gab es aber schon länger. Die Stimmung in den USA ist nicht sonderlich gut. Alle tun sich derzeit schwer.”
Jedoch seien die wirtschaftlichen Pendelbewegungen in den USA ausgeprägter als in anderen Regionen, erläuterte der TeamViewer-Chef. “Wenn sich Kunden zurückhalten, wird ein Deal nicht gestrichen. Daher geht es auch meistens schnell vorwärts, wenn sich die Verunsicherung auflöst. Das Budget ist dann noch vorhanden und die Leute werden aktiv.”
GEBREMSTES WACHSTUM – KERNGESCHÄFT LÄUFT
Wegen der schwierigen Auftragslage senkte Steil die Prognose für jährlich wiederkehrende Umsätze auf 780 bis 800 Millionen Euro. Zuvor hatte er 815 bis 840 Millionen Euro angepeilt. Dies wirke sich auf den erwarteten Konzernumsatz für das kommende Jahr aus, betonte der Firmenchef. Dieser werde voraussichtlich nur noch um zwei bis sechs Prozent auf 790 bis 825 Millionen Euro wachsen. Hier hatte TeamViewer zunächst 850 bis 870 Millionen Euro vorhergesagt. Für das laufende Jahr bestätigte Steil zwar die Umsatzprognose von 778 bis 797 Millionen Euro, rechnet jedoch mit einem Wert am unteren Ende dieser Spanne. Dank Einsparungen bei Verwaltung und Marketing hob er die Prognose für die Umsatzrendite dagegen auf 44 von 43 Prozent an.
Im dritten Quartal wuchs der Konzernumsatz währungsbereinigt um vier Prozent auf 192 Millionen Euro. Lichtblicke seien das ursprüngliche Geschäft von TeamViewer ohne 1E und vor allem die Umsätze mit Großkunden, betonte DZ Bank-Analyst Kremser. Diese hatten sechs beziehungsweise acht Prozent zugelegt, während 1E einen Rückgang um acht Prozent verbuchte.
(redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)