Commerzbank-Beteiligung treibt UniCredit-Gewinn

Mailand (Reuters) – Die italienische Großbank Unicredit profitiert von ihrer Beteiligung an der Commerzbank und könnte ihre Ertragsziele für die nächsten Jahre nach oben schrauben.Rund eine Milliarde Euro an Nettoerträgen und Gewinnen kommen bis 2027 durch den knapp 30-prozentigen Anteil an der Commerzbank und die 26-Prozent-Beteiligung an der griechischen Alpha Bank hinzu, für die Italiens zweitgrößte Bank zusammen 6,5 Milliarden Euro ausgegeben hat. Im abgelaufenen Quartal hat Unicredit-Chef Andrea Orcel die Commerzbank-Erträge erstmals anteilig in die Bilanz einbezogen, obwohl sich die Führung des Frankfurter Geldhauses und die Bundesregierung als zweiter Großaktionär gegen eine Übernahme weiterhin wehren.

Die Commerzbank-Beteiligung und Handelsgewinne seien der Hauptgrund dafür gewesen, dass UniCredit die Erwartungen der Experten im dritten Quartal übererfüllt habe, schrieben die Analysten von Citi. Der Nettogewinn stieg nach Angaben von UniCredit um 4,7 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro, Analysten hatten im Schnitt mit 2,4 Milliarden gerechnet. Auch die Erträge fielen mit 6,17 Milliarden Euro höher aus als erwartet. Die UniCredit-Aktie gab trotzdem um 2,3 Prozent auf 61,58 Euro nach.

UniCredit bekräftigte am Mittwoch bei der Vorlage der Quartalszahlen das Ziel, den Gewinn in diesem Jahr auf 10,5 Milliarden Euro zu schrauben, bis 2027 sollen mehr als elf Milliarden daraus werden. Nach neun Monaten stehen 8,7 Milliarden Euro zu Buche, 13 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Orcel deutete an, dass er die Latte im Februar höher legen könnte, wenn die Entwicklung im vierten Quartal so weitergehe: “Wenn sich der Trend bestätigt, schauen wir, ob wir die Erwartungen für 2026 und 2027 erhöhen können”, sagte er.

Unicredit hat seit längerem ein Auge auf die Commerzbank geworfen und kontrolliert inzwischen 29 Prozent der Anteile. Mit der Konsolidierung der Beteiligung untermauern die Italiener ihr strategisches Interesse. Der hohe Kurs der Commerzbank-Aktie macht eine Übernahme aber teuer; sie kommt auf einen Börsenwert von 33,7 Milliarden Euro. Orcel verwies erneut darauf, dass man sich mit Verkaufsoptionen gegen Kursverluste bei der Commerzbank abgesichert habe. “Diese Absicherungsgeschäfte kosten Geld und müssen von der Rendite mit der Beteiligung abgezogen werden”, erläuterte er. Diese liege aber immer noch bei 20 Prozent und mehr und sei damit lukrativer als der Rückkauf eigener Aktien. Seit seinem Amtsantritt 2021 hat die UniCredit-Aktie ihren Kurs verachtfacht.

Orcels Strategie, die Bank mit Übernahmen auszubauen, ist bisher aber kaum von Erfolg gekrönt. Der Kauf des Mailänder Rivalen Banco BPM ist am Widerstand der Regierung in Rom gescheitert. Dabei rollt über die Bankenlandschaft Italiens gerade eine Konsolidierungswelle. Übernahmen im Inland seien “möglich, aber nicht wahrscheinlich”, räumte Orcel am Mittwoch ein. Die Commerzbank-Führung versucht, mit operativen Erfolgen, die den Aktienkurs hoch halten, eine Übernahme abzuwehren. Nur in Griechenland ist Orcel willkommen. Dort will er den Anteil an der Alpha Bank auf 30 Prozent schrauben. Weitere Schritte hingen von der Alpha Bank und der Regierung ab, sagte er. Beim italienischen Versicherer Generali, wo UniCredit erst vor kurzem mit fünf Prozent eingestiegen war, hat sich die Bank schon wieder weitgehend zurückgezogen.

(Bericht von Bericht von Valentina Za und Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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