München (Reuters) – Die deutschen Kraftfahrt-Versicherer werden nach Ansicht des führenden Rückversicherers Hannover Rück auch zum Ende dieses Jahres nicht um Preiserhöhungen herumkommen. “Wir gehen davon aus, dass die Versicherer die Tarife erneut anheben werden, zumindest um die Schadeninflation auszugleichen”, sagte der Kfz-Versicherungsexperte der Hannover-Rück-Tochter E+S Rück, Stefan Schmuttermair, am Montag in Baden-Baden. Das wären etwa fünf bis sechs Prozent. “Die Herausforderung bleibt bestehen.” Der Aufwand zur Begleichung der Schäden – vor allem Ersatzteil- und Werkstattkosten – steige immer noch schneller als die allgemeine Inflation. Dazu kämen in der Kfz-Haftpflicht steigende Kosten bei Behandlung und Pflege von Unfallopfern.
E+S Rück ist einer der größten Rückversicherer für die deutschen Autoversicherer.
Die deutschen Autofahrer sind seit 2023 mit Preiserhöhungen konfrontiert. 2024 und 2025 stieg der durchschnittliche Beitrag in der Kfz-Haftpflicht um jeweils mehr als neun Prozent, in der Vollkaskoversicherung waren die Zuwachsraten jeweils zweistellig. Die Beitragseinnahmen der Kfz-Versicherer dürften allein in diesem Jahr auf 37,8 (2024: 33,3) Milliarden Euro steigen.
Zwar sei für 2025 in der Kfz-Versicherung nach zwei Jahren mit roten Zahlen dank kräftig angehobener Prämien die Rückkehr in die Gewinnzone zu erwarten, “doch der Weg zu einer nachhaltigen Rückkehr in die Gewinnzone ist damit noch nicht abgeschlossen”, sagte der Vorstandschef von E+S Rück, Thorsten Steinmann, anlässlich des jährlichen Rückversicherertreffens in Baden-Baden. Nach versicherungstechnischen Verlusten von 3,4 Milliarden Euro 2023 und 1,3 Milliarden Euro 2024 gehe man 2025 von einem branchenweiten operativen Gewinn von 1,3 Milliarden aus, wobei den Versicherern dabei ein unterdurchschnittliches Naturkatastrophen-Jahr zugute komme. Wenn Hagel und Hochwasser wieder zunähmen, erwarte E+S Rück selbst bei steigenden Preisen einen Gewinnrückgang auf 1,2 Milliarden Euro.
Insgesamt rechnet die Hannover Rück in Deutschland mit einer steigenden Nachfrage nach Rückversicherungsschutz, auch wenn die Preise zuletzt bröckelten. Der Markt werde “weicher”, räumte der weltweit drittgrößte Rückversicherer ein. Das Branchentreffen in Baden-Baden ist traditionell der Auftakt der Gespräche über die Erneuerung der Verträge mit den Erstversicherern zum 1. Januar.
Unter Druck stünden die Preise in der Sach-Sparte im Geschäft mit Industrie und Gewerbetreibenden, räumte die E+S Rück ein. Die Zahl der Großfeuer sei zurückgegangen, und auch Elementarschäden wie Hagel und Hochwasser seien in diesem Jahr unterdurchschnittlich. In der Haftpflichtsparte spürten die Rückversicherer hohen Preis- und Wettbewerbsdruck vor allem in der Manager-Haftpflicht (D&O).
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)