Privatbanken: Investoren momentan heiß auf Deutschland – “Sollten wir nutzen”

Washington (Reuters) -Das Interesse internationaler Investoren an Deutschland ist bei der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) riesengroß. Die Darstellung der Bundesregierung sei nicht übertrieben, sagte Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Privatbankenverbands BdB, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters in Washington. “Es gibt ein Momentum, das wir nutzen sollten.” Vor allem US-Investoren seien auf der Suche nach Alternativen zum Heimatmarkt. “Viele halten sich jedoch zurück, weil Europa weiterhin ein Flickenteppich aus unterschiedlichen nationalen Vorschriften ist. Auch hier müssen wir dringend ansetzen.” Wichtig sei ein einheitlicher und liquider Kapitalmarkt in Europa. “Leider arbeiten wir schon viel zu lange daran.”

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hatte am Donnerstag bei einer Veranstaltung der britischen Großbank Barclays rund 50 Investoren getroffen. Im Umfeld des Vizekanzlers hieß es, mögliche Geldgeber seien so interessiert an Deutschland wie seit der Wiedervereinigung 1990 nicht mehr. Eine wichtige Rolle spielt dabei der 500 Milliarden Euro schwere und schuldenfinanzierte Sondertopf der Regierung zur Modernisierung der Infrastruktur. Die Investoren pochen den Angaben zufolge aber auch auf schnellere und einfachere Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie niedrigere Energiepreise, auch politische Stabilität sei wichtig.

“Besonders gefragt sind Investitionen in Zukunftsbranchen – etwa Klimaschutz, erneuerbare Energien, Verteidigung und Künstliche Intelligenz”, sagte Herkenhoff. Verbriefungen könnten auch helfen, Investoren anzulocken. Dabei werden Kredite zu einem Pool gebündelt und dann als Wertpapiere an Investoren verkauft. “Sie ermöglichen indirekte Investitionen in den Mittelstand.” Die jüngsten Vorschläge der EU-Kommission in diesem Bereich seien aber sehr komplex ausgefallen, so der Banken-Lobbyist. “Wichtig ist zudem, dass die Eigenkapitalanforderungen nicht weiter verschärft werden – sonst würde die Nachfrage deutlich sinken.”

(Bericht von Christian KrämerRedigiert von Scot W. StevensonBei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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