Washington (Reuters) – Die weltweite Staatsverschuldung wird bis zum Jahr 2029 die Marke von 100 Prozent der Wirtschaftsleistung überschreiten.
Das geht aus einem neuen Bericht des Internationalen Währungsfonds hervor, der am Mittwoch zur IWF-Herbsttagung in Washington veröffentlicht wurde. “In diesem Szenario würde die öffentliche Verschuldung auf den höchsten Stand seit 1948 steigen.” Der Anstieg wäre auch steiler als vor der Corona-Pandemie 2020 prognostiziert.
IWF-Experte Vitor Gaspar sagte, in einem Negativ-Szenario könnte der Schuldenstand bis Ende des Jahrzehnts sogar bei 123 Prozent liegen. Ein solches Szanario sei gar nicht so unwahrscheinlich. Der bisherige Höchststand wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg mit 132 Prozent erreicht.
Die regionalen Unterschiede sind groß. “Länder unterscheiden sich stark in ihren Defiziten und Schuldenständen”, so die Experten der internationalen Finanzorganisation, die in Notfällen mit Krediten einspringt. In den nächsten fünf Jahren dürfte zwar die Zahl der Länder mit einer Gesamtverschuldung von über 100 Prozent der jeweiligen Wirtschaftsleistung kontinuierlich abnehmen. Viele wichtige Volkswirtschaften sind aber auf dem gegenteiligen Pfad. Dazu gehören beispielsweise die USA, China, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan.
Laut IWF haben derzeit 55 Staaten Probleme, ihre Schulden zu bedienen oder sind kurz davor. Und dabei liegen die Schuldenstände hier oft unter 60 Prozent der Wirtschaftsleistung. “Es liegt nicht nur am Umfang der Schulden, sondern auch an den Kosten.” Der Schuldendienst ist durch die gestiegenen Zinsen teurer geworden. Gleichzeitig müssten viele Regierungen beträchtliche Summen in die Verteidigung, neue Technologien, zur Bewältigung von Naturkatastrophen oder in das Rentensystem stecken. Prioritäten in der Haushaltspolitik seien daher gefragt, um die Schulden tragfähig zu halten. Außerdem müssten die Staaten unbedingt neue Puffer aufbauen, um in der nächsten Krise gegenhalten zu können.
Gaspar sieht vor allem die USA in der Pflicht. Eine Senkung des US-Defizits würde dazu beitragen, die amerikanische Wirtschaft wieder mehr ins Gleichgewicht zu bringen. In China dürfte die Staatsverschuldung voraussichtlich bis 2029 auf 113 Prozent steigen.
(Bericht von Christian Krämer und Andrea Shalal, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)