Frankfurt (Reuters) – Steigende Kurse bei Unternehmen aus dem Luxussektor geben den europäischen Aktienmärkten Rückenwind.
Der EuroStoxx50 kletterte am Mittwoch um 1,5 Prozent auf 5634 Punkte. Nach oben zogen das europäische Dax-Pendant vor allem die französischen Branchenriesen LVMH und Hermes mit Gewinnen von 14,4 und 6,5 Prozent. Der Sektorindex legte um fast sieben Prozent zu. Das leichte Umsatzplus von LVMH im dritten Quartal “könnte darauf hindeuten, dass die anhaltende Nachfrageflaute in dem Sektor nachlässt”, sagte ein Händler. Dies stützte auch die Aktien des deutschen Konkurrenten Hugo Boss, die im MDax um gut zwei Prozent zulegten. Um rund ein Prozent nach oben ging es auch für Adidas.
Der Dax, der sonst keine Aktien aus der Luxusbranche enthält, notierte leicht im Plus bei 24.266 Punkten. Auf die Stimmung drückte weiterhin der anhaltende Handelskonflikt zwischen den USA und China. Experten zeigten sich jedoch gelassen. “Neue Drohungen Trumps gegen China lösten Teilgewinnmitnahmen, aber keinen neuen Ausverkauf aus. Das ist ein gutes Zeichen”, sagte etwa Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets. “Letztlich könnten Trumps jüngste Provokationen auch einfach nur eine Nebelkerze sein, um vom ungelösten Haushaltsstreit abzulenken. Der dauert zu lange und wird das Wachstum bremsen.”
ASML TREIBT TECHNOLOGIESEKTOR AN
Anleger griffen zugleich bei Aktien aus dem Technologiesektor zu. Der wachsende Bedarf an hochmodernen KI-Prozessoren füllt dem niederländischen Maschinenbauer ASML die Auftragsbücher schneller als erwartet. Die Aktie des Unternehmens rückte an der Börse in Amsterdam um fast 4,5 Prozent vor und hievte den europäischen Index für die Technologiebranche um 1,7 Prozent ins Plus. In Frankfurt rückten Infineon und Aixtron um jeweils rund ein Prozent ins Plus.
Für gute Stimmung sorgten auch die jüngsten Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell. Der Ausblick für Beschäftigung und Inflation in den USA habe sich seit der Zinssenkung der US-Notenbank Fed im September nicht wesentlich verändert, hieß es am Dienstag in Powells vorbereiteten Bemerkungen für eine Konferenz. “Der Markt interpretiert in seine Worte weiterhin noch zwei Senkungen in diesem Jahr hinein”, kommentierte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets.
Thomas Altmann von QC Partners verwies zudem auf Powells Ankündigung, dass die Fed das Tempo beim Schrumpfen ihrer Bilanz künftig drosseln könnte. Die Bilanz der Fed besteht zum großen Teil aus US-Staatsanleihen und Hypothekenpapieren, die die Notenbank in den Jahren der lockeren Geldpolitik aufgekauft hat. Wenn sie diese Anleihen nicht mehr nachkauft, sobald sie auslaufen, schrumpft ihre Bilanzsumme. Dadurch wird Liquidität aus dem Finanzsystem gezogen.
GOLD EILT VON HOCH ZU HOCH
Die Rekordjagd beim Goldpreis ging indes weiter. Das Edelmetall kletterte in der Spitze um 1,8 Prozent auf 4217,95 Dollar je Feinunze und war damit zeitweise so teuer wie nie. Seit Jahresbeginn kommt es auf ein Plus von rund 60 Prozent. Niedrigere Zinssätze verringern die Opportunitätskosten des Goldbesitzes, da es keine Zinsen abwirft. “Ein Anstieg auf 5000 Dollar erscheint mittel- bis langfristig nicht unmöglich”, prognostizierte Ricardo Evangelista, Analyst beim Broker ActivTrades. Zu den weiteren Faktoren, die die “Antikrisen-Währung” stützen könnten, gehörten etwa ein länger anhaltender teilweiser Stillstand der US-Verwaltung und eine weitere Eskalation im US-Handelskonflikt mit China.
Für Gesprächsstoff bei den Einzelwerten außerhalb des Luxus- und Technologiesektors sorgte Aurubis mit einem Minus von sechs Prozent. Der Stahlkonzern Salzgitter will seine Beteiligung an der Kupferhütte über eine Wandelanleihe abbauen.
(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)