Israel und Hamas verhandeln Trump-Plan für Gazastreifen

– von Nidal al-Mughrabi und Andrew Mills

Scharm El-Scheich/Kairo/Dubai (Reuters) – Unterhändler Israels und der radikal-islamischen Hamas wollen am Montag in Ägypten neue Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung der verbliebenen Geiseln im Gazastreifen aufnehmen.

Die Gespräche im Badeort Scharm el-Scheich am Roten Meer sollen auf Grundlage eines 20-Punkte-Plans von US-Präsident Donald Trump zu einem Ende des Krieges führen, dessen Beginn sich am Dienstag zum zweiten Mal jährt. Die Hamas-Delegation wird von Chalil al-Haja angeführt, dem im Exil lebenden Chef der islamistisch-militanten Palästinenser-Gruppe. Für Israel nehmen Vertreter der Geheimdienste Mossad und Schin Bet sowie Berater von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu teil. Der Chefunterhändler, der Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, wird nach israelischen Angaben aber erst im Lauf der Woche erwartet.

Bundesaußenminister Johann Wadephul hält sich derzeit in der Region auf und wollte noch am Montag nach Israel reisen. Er bezeichnete die neuen Verhandlungen über ein Ende des Gaza-Krieges als die vielversprechendsten seit Beginn des Konflikts vor zwei Jahren. Er sehe die Möglichkeit nicht nur einer Waffenruhe, sondern auch einer tragfähigen politischen Lösung, sagte der Minister in der ARD. Auch Trump äußerte sich optimistisch. “Wie ich höre, soll die erste Phase diese Woche abgeschlossen sein, und ich fordere alle auf, sich zu beeilen”, schrieb er auf einer Online-Plattform Truth Social.

Diese erste Phase sieht die Freilassung von Geiseln im Austausch gegen palästinensische Gefangene vor. Ein mit den Gesprächen vertrauter Insider sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er erwarte keine schnelle Einigung. “Die Verhandlungen werden mindestens einige Tage, wenn nicht länger dauern.” Ziel sei es, ein umfassendes Abkommen mit allen Details auszuarbeiten, bevor eine Waffenruhe umgesetzt werden könne. Zwar hätten beide Seiten den Grundlagen des Trump-Plans zugestimmt, nun gehe es aber um die Details. Ein zentraler Streitpunkt dürfte die israelische Forderung nach einer Entwaffnung der Hamas sein. Dies lehnt die Gruppe ab, solange die israelische Besatzung andauert und kein palästinensischer Staat gegründet ist, wie es aus Hamas-Kreisen hieß.

“SCHWERWIEGENDER FEHLER”

Netanjahu hat die Gründung eines palästinensischen Staates wiederholt ausgeschlossen. Weitere schwierige Themen sind der Zeitplan für einen israelischen Truppenabzug und die künftige Verwaltung des Gazastreifens. In Israel steht Netanjahu innenpolitisch unter doppeltem Druck. Einerseits fordern die Familien der Geiseln und eine kriegsmüde Öffentlichkeit ein Ende der Kämpfe. Andererseits drohen rechtsextreme Koalitionspartner wie Finanzminister Bezalel Smotrich und Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir damit, die Regierung zu stürzen, sollte der Krieg gegen die Hamas beendet werden. Ein Stopp der Angriffe auf den Gazastreifen wäre ein “schwerwiegender Fehler”, erklärte Smotrich auf der Online-Plattform X.

Oppositionsführer Jair Lapid sicherte der Regierung hingegen politische Unterstützung zu, um einen Erfolg des Abkommens zu ermöglichen. Man werde nicht zulassen, dass die Hardliner “das Abkommen torpedieren”.

Der Krieg begann mit dem von der Hamas angeführten Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023. Dabei wurden israelischen Angaben zufolge rund 1200 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Von den verbliebenen 48 Geiseln sollen noch 20 am Leben sein. Bei der anschließenden Militäroffensive Israels im Gazastreifen sind den von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden zufolge bislang mehr als 67.000 Menschen ums Leben gekommen, die meisten davon Zivilisten.

(Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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