(Reuters) – Israelische Streitkräfte haben einen Teil einer internationalen Hilfsflotte für den Gazastreifen gestoppt und mehrere Aktivisten festgesetzt.
Es seien 14 Schiffe aufgebracht worden, teilten die Organisatoren der Flotte am Donnerstag mit. Weitere 23 Boote setzten ihre Fahrt in Richtung des Palästinensergebiets aber fort. Unter den Festgehaltenen befindet sich auch die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg. Mehrere Schiffe der Flotte seien sicher gestoppt, und ihre Passagiere würden in einen israelischen Hafen gebracht, teilte das israelische Außenministerium auf der Plattform X mit. Thunberg und ihre Begleiter seien wohlauf.
Das Vorgehen Israels löste scharfe internationale Reaktionen aus. Die türkische Regierung bezeichnete den Einsatz als “Terrorakt”, der das Leben unschuldiger Zivilisten gefährde. Die Staatsanwaltschaft in Istanbul leitete Ermittlungen wegen der Festnahme von 24 türkischen Staatsbürgern ein. Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro wies nach der Festnahme von zwei Kolumbianern die gesamte diplomatische Vertretung Israels aus. Zudem kündigte er das Freihandelsabkommen mit Israel auf. Auch der malaysische Ministerpräsident Anwar Ibrahim verurteilte die Aktion. In Italien riefen Gewerkschaften für Freitag zu einem Generalstreik auf.
Die Organisatoren der Flotte bezeichneten das Vorgehen Israels als “Kriegsverbrechen” und “Akt der Piraterie”. Die Schiffe seien illegal in internationalen Gewässern abgefangen und geentert worden. Sie befanden sich demnach etwa 70 Seemeilen vor der Küste, als sie gestoppt wurden. Die israelische Regierung bezeichnete die Mission wiederholt als Provokation. Die Marine habe die Flotte gewarnt, dass sie sich einer aktiven Kampfzone nähere. Aufforderungen, die Hilfsgüter auf See zu übergeben, seien die Aktivisten wiederholt nicht nachgekommen. “Diese systematische Weigerung zeigt, dass das Ziel nicht humanitär, sondern provokativ ist”, schrieb der israelische Botschafter in Italien, Jonathan Peled, auf X.
MEDIKAMENTE UND LEBENSMITTEL
Die “Global Sumud Flotilla” bestand ursprünglich aus mehr als 40 zivilen Schiffen mit rund 500 Parlamentariern, Anwälten und Aktivisten an Bord. Sie transportiert nach eigenen Angaben Medikamente und Lebensmittel. Israel hält seit der Machtübernahme der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen 2007 eine Seeblockade aufrecht. Es gab bereits mehrere Versuche, diese zu durchbrechen. Im Jahr 2010 wurden bei der Erstürmung einer ähnlichen Flotte durch israelische Soldaten neun Aktivisten getötet. Bereits im Juni dieses Jahres hatten israelische Marine-Einheiten Thunberg und elf weitere Aktivisten eines Schiffes festgenommen, als sie sich dem Gazastreifen näherten.
Der israelische Militäreinsatz im Gazastreifen begann nach einem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Dabei wurden israelischen Angaben zufolge rund 1200 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Durch die darauffolgende israelische Offensive kamen im Gazastreifen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden bislang mehr als 65.000 Menschen ums Leben.
(Bericht von Mrinmay Dey, Gursimran Kaur in Bengaluru, Alvise Armellini in Rom, Howard Goller in New York, Alex Cornwell, Tarek Amara, Emma Pinedo und Aislinn Laing in Madrid, Pietro Lombardi, Padraic Halpin und Jonathan Spicer; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Elke Ahlswede; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)