Moskau (Reuters) – Das besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja wird nach russischen Angaben den neunten Tag in Folge mit Notstrom aus Dieselgeneratoren gekühlt, nachdem eine externe Stromleitung unterbrochen worden war.
Die Lage sei unter Kontrolle und die Strahlungswerte seien normal, erklärte die von Moskau eingesetzte Leitung des größten AKW in Europa am Mittwoch. Es sei jedoch wichtig, dass die externe Stromversorgung so schnell wie möglich wiederhergestellt werde. Die Notstromversorgung sei vorerst ausreichend, zitierte die Nachrichtenagentur RIA die Leitung des Kernkraftwerks. Die Wiederaufnahme der regulären Stromversorgung über die sogenannte Dnjeprowskaja-Leitung sei jedoch unmöglich. Schuld daran sei ukrainischer Beschuss. Die Ukraine hat dagegen erklärt, dass russischer Beschuss die Wiederherstellung der externen Stromversorgung verhindere.
Die letzte verbliebene externe Stromleitung war bei Kämpfen am 23. September unterbrochen worden. Strom wird benötigt, um Wasser zur Kühlung der Reaktoren und der abgebrannten Brennelemente durch die Anlage zu pumpen. Alle sechs Reaktoren sind derzeit abgeschaltet. Russische Streitkräfte hatten das Kraftwerk kurz nach Beginn des Einmarsches in die Ukraine 2022 besetzt.
“Das größte Atomkraftwerk Europas ist nun schon seit mehr als einer Woche ohne externe Stromversorgung, was bei weitem das längste derartige Ereignis in mehr als dreieinhalb Jahren Krieg ist”, sagte der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi. “Der derzeitige Zustand der Reaktoreinheiten und der abgebrannten Brennelemente ist stabil, solange die Notstrom-Dieselgeneratoren ausreichend Strom zur Aufrechterhaltung der wesentlichen Sicherheitsfunktionen und der Kühlung liefern können”, fügte er hinzu. “Es ist äußerst wichtig, dass die externe Stromversorgung wiederhergestellt wird.”
Das russische Management des AKW erklärte laut RIA, dass die Notstromgeneratoren vorerst ausreichten und nur einige von ihnen im Einsatz seien. Alle Anlagen funktionierten normal. Kämpfe rund um das noch zu Zeiten der Sowjetunion gebaute Atomkraftwerk haben wiederholt zu Warnungen vor einer Nuklearkatastrophe ähnlich wie 1986 in Tschernobyl geführt.
(Bericht von Reuters, geschrieben von Christian Rüttger, redigiert von Myria Mildenberger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)