Frankfurt (Reuters) – Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen saniert seine Kernsparte für Fahrzeugantriebe und streicht dort bis 2030 rund 7600 Stellen.
Darauf habe man sich mit dem Gesamtbetriebsrat und der IG Metall geeinigt, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Zahl der betroffenen Stellen sei bereits in den im vergangenen Jahr angekündigten bis zu 14.000 wegfallenden Arbeitsplätzen in Deutschland enthalten. Um die Kosten bis 2027 um mehr als eine halbe Milliarde Euro zu senken, wird für Teile der Belegschaft die Arbeitszeit gesenkt und eine Tariferhöhung verschoben. Die zuvor erwogene Ausgliederung der “Division E”, die mit rund 30.000 Beschäftigten elektrische, konventionelle und hybride Antriebe produziert, werde nicht mehr angestrebt.
“Mit dem Bündnis beschreiten wir in der Industrie neue Wege”, sagte der neue ZF-Chef Mathias Miedreich. “Uns ist bewusst, dass der Weg dorthin mit harten Einschnitten für unsere Mitarbeitenden einhergeht.” Der Manager hat seinen ersten Arbeitstag an der Spitze des Stiftungskonzerns. Sein Vorgänger Holger Klein musste Ende September vorzeitig gehen. Der Streit mit dem Betriebsrat über die Zukunft der Antriebssparte, die als Herz des zweitgrößten deutschen Autozulieferers gilt, spielte dabei eine Rolle. Die Ausgliederungspläne und der 2024 begonnene Abbau fast jeder vierten Stelle in Deutschland hatte viele ZF-Beschäftigte zu Protesten auf die Straße getrieben. Jetzt betonte das Unternehmen den “Schulterschluss” mit dem Betriebsrat. Es gelte, “zum Wohl des Unternehmens diese schweren Zeiten gemeinsam zu meistern”, ergänzte Miedreich.
Die baden-württembergische IG-Metall-Bezirksleiterin Barbara Resch erklärte, man habe als Arbeitnehmer Zugeständnisse gemacht. “Dafür erwarten wir jetzt, dass ZF als Beschäftigungsmotor und Garant für gute Arbeitsbedingungen zukunftsfest aufgestellt wird.” Das gemeinsame Ziel bleibe die Vermeidung betriebsbedingter Kündigungen. Neben der Option Altersteilzeit soll ein Abfindungsprogramm aufgelegt werden. ZF will Beschäftigte bei der beruflichen Neuorientierung helfen.
AUTOINDUSTRIE IN DER KRISE
Vergangene Woche erst hatte der Branchenprimus Bosch den Abbau von weiteren 13.000 Stellen angekündigt. Wie die anderen großen Zulieferer leidet ZF unter dem schleppenden Verkauf von Elektroautos, schwacher Nachfrage insgesamt und der Unsicherheit durch die höheren US-Importzölle. Der Stiftungskonzern ist außerdem nach großen Übernahmen hoch verschuldet. Die gesamte Autoindustrie baut schon länger Personal ab. Nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie verlor die Branche in Deutschland seit 2023 knapp 55.000 Arbeitsplätze. Die Beschäftigung sank damit um sieben Prozent auf 718.200 Mitarbeitende. Bei den Zulieferern war der Rückgang mit 11,5 Prozent auf 236.700 Beschäftigte besonders stark.
“Dieses Bündnis betrachten wir auch als Signal über ZF hinaus, dass Technologien und Produkte ‘Made in Germany’ eine gute Perspektive haben”, sagte ZF-Betriebsratschef Achim Dietrich. Der Pakt von ZF sieht unter anderem vor, dass die wöchentliche Arbeitszeit für die Beschäftigten der Sparte in Deutschland sowie an den Standorten Schweinfurt und Friedrichshafen bis Ende 2027 um rund sieben Prozent reduziert wird. Eine für April 2026 geplante tarifliche Entgelterhöhung von 3,1 Prozent wird auf Oktober verschoben. Im Gegenzug bleibt die Antriebstechnik ein integraler Bestandteil von ZF. Miedreich verfolgt allerdings weiter Partnerschaften für Teilbereiche der Division, um Kosten mit anderen Firmen teilen zu können. Die Entwicklung einiger Produkte wird eingestellt und geprüft, ob zum Beispiel Elektromotoren günstiger zugekauft werden können.
(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)