Schneider will Moore und Wälder für Klimaschutz stärken

Berlin (Reuters) – Als Teil des geplanten Klimaschutzprogramms der Bundesregierung hat Umweltminister Carsten Schneider ein Maßnahmenpaket zur Stärkung von Mooren, Wäldern und Böden vorgelegt.

Derzeit seien diese Ökosysteme durch Schädigung und Trockenlegung eine Quelle für Treibhausgase, anstatt sie zu binden, sagte der SPD-Politiker am Montag in Berlin. Mit den Vorschlägen solle die Natur “wieder zu einem Verbündeten beim Klimaschutz” gemacht werden. Das Programm mit 41 Maßnahmen ist eine Weiterentwicklung des 2023 eingeführten Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz.

Schneiders Vorschläge sind nach seinen Worten der wirksamste Beitrag seines Ministeriums zum Klimaschutzprogramm der Bundesregierung. Alle Ministerien, darunter die für Verkehr, Gebäude, Industrie und Energiewirtschaft, hätten bis zum vergangenen Freitag ihre Maßnahmenpläne eingereicht, sagte Schneider. Diese würden von Experten bewertet und berechnet, bevor die Beratung in der Regierung beginne. Ziel sei ein Kabinettsbeschluss vor Weihnachten. Zu den Details könne er nichts sagen – er habe sie noch nicht gelesen. Unter Druck stehen vor allem die Bereiche Verkehr und Gebäude, in denen die Klimaziele bisher deutlich verfehlt werden.

WÄLDER UND MOORE SOLLEN MEHR CO2 BINDEN ALS SIE AUSSTOSSEN

Schneider will mit dem Programm die verbleibende Lücke bei den Klimazielen im sogenannten Landnutzungssektor schließen. Dem Minister zufolge besteht bei der Reduzierung der Treibhausgase ohne zusätzliche Maßnahmen bis 2030 eine Lücke von 40 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) und bis 2040 eine von elf Millionen Tonnen. Bis 2045 solle das Programm eine sogenannte Senke von bis zu 77 Millionen Tonnen schaffen – also ein Ökosystem, das mehr Treibhausgase bindet als es ausstößt. Das sei “schon sehr sportlich”, räumte Schneider ein. Die Maßnahmen müssten dafür erfolgreich umgesetzt werden.

Ein Schwerpunkt des Pakets liegt auf der Sanierung der Wälder, die laut Schneider zuletzt jährlich rund 20 Millionen Tonnen mehr CO2 abgegeben als aufgenommen haben. Geplant ist, den Umbau zu klimastabilen Mischwäldern zu intensivieren und das Förderprogramm für klimaangepasstes Waldmanagement auf zwei Millionen Hektar auszuweiten. Zudem soll die Wasserhaltefähigkeit der Waldböden durch den Rückbau von Entwässerungsgräben verbessert werden.

Besonders große Bedeutung misst Schneider dem Moorschutz bei, da trockengelegte Moore für rund 7,5 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich seien. Das Wiedervernässen dieser Flächen stoppe den Ausstoß sofort. Da dies nur gemeinsam mit der Landwirtschaft gelinge, setze er auf Anreize statt auf Vorschriften. Landwirten sollen neue Einkommen ermöglicht werden, etwa durch den Anbau von Biomasse auf nassen Böden oder den Bau von Photovoltaik-Anlagen.

Um Landwirten und Waldbesitzern den Umstieg zu erleichtern, setze die Regierung gezielt auf finanzielle Anreize und nicht auf Verbote, betonte Schneider. Man sehe “kaum ordnungsrechtliche Maßnahmen”. Stattdessen gehe es um finanzielle Entschädigungen und darum, einen Markthochlauf für Produkte aus wiedervernässten Mooren zu schaffen, beispielsweise für Baustoffe. Um diese Anreize zu finanzieren, seien zusätzliche Mittel gesichert worden: Im Jahr 2026 stünden 821 Millionen Euro bereit. Auch für die Jahre danach sei die Finanzierung in der Finanzplanung hinterlegt.

(Bericht von Holger Hansen, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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