Washington (Reuters) – Trotz leicht anziehender Inflation steigern die US-Bürger ihren Konsum stärker als erwartet.
Ihre Ausgaben legten im August um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat zu, wie das Handelsministerium am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte hatten nur mit einem Zuwachs von 0,5 Prozent gerechnet, nach einem Plus von ebenfalls 0,5 Prozent im Juli. Der private Konsum gilt als Motor der US-Wirtschaft, die zuletzt stärker als erwartet wuchs.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von April bis Juni aufs Jahr hochgerechnet um 3,8 Prozent zu. Dies auch, weil sich die Verbraucher wieder spendabler zeigten als zu Jahresbeginn, als die Wirtschaft um 0,6 Prozent schrumpfte. Mit den stärker als erwartet ausgefallenen Konsumdaten erhöhe sich die Erwartung für ein starkes Wirtschaftswachstum im dritten Quartal, meint Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB): “Die Resilienz des amerikanischen Verbrauchers scheint enorm zu sein, hat aber möglicherweise die Schattenseite, dass sich der Konsum immer stärker auf die Gutverdiener konzentriert.”
“KEIN GRUND ZUR PANIK”
US-Notenbankchef Jerome Powell wies jüngst darauf hin, dass die Wachstumsdynamik in der ersten Jahreshälfte weit schwächer als im ersten Halbjahr 2024 ausgefallen sei. Die Zentralbank, die im Rahmen ihres Doppelmandats Vollbeschäftigung fördern und Preisstabilität sichern soll, strebt bei der Teuerungsrate einen Wert von 2,0 Prozent an. Dabei achtet sie besonders auf ein Inflationsmaß, das auf die persönlichen Ausgaben der Konsumenten bezogen ist. Dieser sogenannte PCE-Index stieg im August zum Vorjahresmonat um 2,7 Prozent, wie das Handelsministerium bekanntgab. Experten hatten diese Zahl auf dem Radar, nachdem der Wert im Juli noch 2,6 Prozent betragen hatte.
Die Augustdaten liefern aus Sicht des HCOB-Chefökonomen “keinen Grund zur Panik”, eher zur Beruhigung, da es keinen stärkeren Anstieg der Inflation gab. Laut NordLB-Analyst Tobias Basse sprechen die aktuellen Daten nicht per se gegen weitere vorsichtige Leitzinssenkungen durch die Notenbank. Die Federal Reserve hat den Leitzins jüngst um einen Viertelprozentpunkt nach unten gesetzt – auf die Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent. Powell ließ den weiteren Kurs danach offen.
(Bericht von Lucia Mutikani, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)