Insider: Chinesische Experten treiben Russlands Drohnen-Produktion voran

(Reuters) – Chinesische Experten unterstützen Insidern zufolge Russland bei der Entwicklung und dem Bau von Kampfdrohnen, die in der Ukraine zum Einsatz kommen.

Die betreffenden Unternehmen unterliegen westlichen Sanktionen. Dies geht aus von der Nachrichtenagentur Reuters eingesehenen Dokumenten und den Aussagen zweier europäischer Sicherheitsbeamter hervor. Die chinesische Regierung wies eine Verbindung zurück. Russland und die betroffenen Unternehmen reagierten auf Anfragen zunächst nicht.

Den Informationen zufolge besuchten die chinesischen Experten seit dem zweiten Quartal 2024 mehr als ein halbes Dutzend Mal den russischen Rüstungshersteller Kupol. In diesem Zeitraum erhielt Kupol zudem über einen russischen Zwischenhändler Angriffs- und Überwachungsdrohnen, die in China hergestellt wurden. Den europäischen Insidern zufolge spricht das dafür, dass Kupol mit dem chinesischen Unternehmen bei der Entwicklung von Drohnen enger zusammenarbeitet.

Die Drohnen haben sich im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine als entscheidend erwiesen. Sie werden von Russland zu Tausenden eingesetzt, um vor allem die ukrainische Energieversorgung zu zerstören. Dabei gibt es immer wieder viele zivile Opfer. Die Reuters-Recherchen belegen erstmals konkret die umfassende Beteiligung chinesischer Experten an der Entwicklung von Militärdrohnen innerhalb Russlands.

Aus den Dokumenten, darunter Rechnungen und Kontoauszüge, geht hervor, dass Kupol im vergangenen Jahr mehr als ein Dutzend Kamikazedrohnen des chinesischen Herstellers Sichuan AEE erhielt. Die Lieferung erfolgte über das russische Rüstungsbeschaffungsunternehmen TSK Vektor, das von den USA und der EU mit Sanktionen belegt ist. Einem Kupol-Dokument zufolge besuchten chinesische Experten die Kupol-Anlagen in der Stadt Ischewsk, um die Drohnen zu montieren und das Personal in der Nutzung zu schulen. Anschließend reisten die Experten zu Flugtests auf das Militärgelände Tschebarkul.

HUNDERTE IN DER UKRAINE EINGESETZT

Eine Rechnung aus dem zweiten Quartal 2025 belegt, dass AEE dem Zwischenhändler TSK Vektor für mehrere mit Störschutz ausgerüstete A200-Drohnen sowie weitere Güter im Wert von umgerechnet mehr als 650.000 Euro in Rechnung stellte. Die europäischen Sicherheitsbeamten gehen davon aus, dass es sich bei den offiziell als Mitarbeiter von TSK Vektor bezeichneten Experten tatsächlich um Personal der chinesischen AEE handelte.

Auch eine Verbindung zu einem zweiten chinesischen Hersteller wird durch die Dokumente belegt. Ein von Kupol und TSK Vektor abgesegneter Flugtestbericht bewertete eine Drohne vom Typ HW52V des chinesischen Unternehmens Hunan Haotianyi. Dabei handelt es sich um einen Senkrechtstarter, der zur Aufklärung und für Angriffe eingesetzt werden kann. Auch in diesem Fall sollen Chinesen, die von den Sicherheitsbeamten als Mitarbeiter von Hunan Haotianyi identifiziert wurden, die Kupol-Anlagen besucht haben.

Ein Besuch diente einem Dokument zufolge der Anpassung eines neuen chinesischen Flugsteuerungscomputers und eines neuen Motors für die russische Garpiya-Drohne. Dieses Modell basiert auf der iranischen Schahed-Drohne und wird Berichten aus Kiew zufolge monatlich zu Hunderten in der Ukraine eingesetzt. In einem weiteren Schreiben wird ein Besuch chinesischer Experten beschrieben, bei dem auch an einer neuen Drohne mit der Bezeichnung GA-21 gearbeitet werden sollte. Die europäischen Insider gehen davon aus, dass es sich dabei um eine Version der iranischen Schahed-107 handelt.

Das chinesische Außenministerium teilte mit, es habe keine Kenntnis von der Zusammenarbeit. China habe in Russlands Krieg gegen die Ukraine stets eine objektive und faire Position vertreten, keine der Konfliktparteien mit Waffen beliefert und sowohl zivil als auch militärisch nutzbare Güter, Drohnen eingeschlossen, streng kontrolliert. Der Kreml, das russische Verteidigungsministerium sowie die beteiligten Unternehmen Kupol, TSK Vektor, Sichuan AEE und Hunan Haotianyi reagierten nicht auf Anfragen nach einer Stellungnahme.

(Bearbeitet von Daniel Flynn und Alexander Ratz, redigiert von Thomas Seythal)

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