(Berichtigt Tippfehler in der Überschrift)
Düsseldorf (Reuters) -Die Finanzaufsicht BaFin nimmt den Spezialverpackungshersteller Gerresheimer wegen eines möglichen Verstoßes gegen Rechnungslegungsvorschriften unter die Lupe und hat damit die Aktien auf Talfahrt geschickt. Die Prüfung sei eingeleitet worden, weil das Unternehmen möglicherweise Umsatzerlöse für einige Verträge mit Kunden erfasst habe, obwohl die Umsätze noch nicht realisiert worden waren, begründete die Behörde am Mittwoch ihren Schritt. Daher habe die BaFin eine Prüfung des Konzernabschlusses der Gerresheimer zum Stichtag 30. November 2024 und des zugehörigen Lageberichts eingeleitet.
Die Aktie brach daraufhin um zeitweise mehr als 30 Prozent ein und notierte später bei 33,42 Euro und damit rund 22 Prozent niedriger.
KONZERN SICHERT KOOPERATION ZU
Gerresheimer erklärte in einer Stellungnahme, es gehe um Bestellungen, für die im letzten Drittel des Geschäftsjahres 2024 mit den jeweiligen Kunden sogenannte “Bill-and-Hold”-Vereinbarungen abgeschlossen worden seien. Die Prüfung solle nun klären, ob diese Erlöse im Konzernabschluss 2024 erfasst werden durften oder erst im laufenden Geschäftsjahr 2025. Eine Bill-and-Hold-Vereinbarung ist eine spezielle Art von Verkaufsgeschäft. Dabei stellt ein Unternehmen einem Kunden eine Rechnung für verkaufte Waren aus, liefert diese aber nicht sofort aus. Stattdessen lagert der Verkäufer die Ware für den Kunden ein, bis dieser sie zu einem späteren Zeitpunkt abruft.
“Wir nehmen die Prüfung durch die Aufsichtsbehörde sehr ernst”, betonte der neue Finanzchef Wolf Lehmann. “Wir werden deshalb vollumfänglich mit der BaFin kooperieren, um eine vollständige und transparente Klärung zu ermöglichen.”
Der Düsseldorfer Produzent von Verpackungen für die Pharma- und Kosmetikindustrie hatte für 2024 ein Umsatzplus von 2,9 Prozent auf gut zwei Milliarden Euro ausgewiesen. “Die im Rahmen von ‘Bill-and-Hold’-Vereinbarungen im Geschäftsjahr 2024 erfassten Umsätze entsprechen insgesamt einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag”, teilte das Unternehmen weiter mit.
Der ins Visier von Investoren geratene Konzern hatte zuletzt für Furore gesorgt mit dem überraschenden Austausch seines Finanzvorstandes. Bernd Metzner verließ den Angaben zufolge auf eigenen Wunsch das Unternehmen. Lehmann wurde ab September sein Nachfolger. Metzner stand nach dem geplatzten Verkauf von Gerresheimer an Finanzinvestoren und dem Verfall des Aktienkurses verstärkt im Fokus.
(Bericht von Anneli Palmen, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)