Berlin (Reuters) – Der deutsche Exportüberschuss im Handel mit den USA ist in den ersten sieben Monaten des Jahres auf den tiefsten Stand seit 2021 geschrumpft.
Er sank um 15,1 Prozent auf 34,6 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Grund dafür waren rückläufige Ausfuhren in die Vereinigten Staaten bei gleichzeitig anziehenden Importen. Auch das massiv gestiegene Handelsdefizit mit China zeigt, dass die deutschen Exporteure unter den strukturellen Veränderungen der beiden größten Volkswirtschaften der Welt leiden. “Hinter den Entwicklungen stecken aggressive industrie- und handelspolitische Aktionen Chinas und der USA, unabhängiger von ausländischen Exporten zu werden und Industrieproduktion im Inland zu erhöhen”, sagte Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts.
US-Präsident Donald Trump versuche, mit Zöllen die Importe zurückzudrängen, sagte Dullien. In China wiederum zeigten sich die Erfolge der “Made in China 2025”-Strategie, die auf chinesische Dominanz in Schlüsselsektoren setze. So betrug der Importüberschuss im deutschen Außenhandel mit der Volksrepublik von Januar bis Juli 47,7 Milliarden Euro. Das war ein Anstieg um 16,7 Milliarden Euro und damit um mehr als die Hälfte (+54,1 Prozent) gegenüber dem Vorjahreszeitraum. “Nur von Januar bis Juli 2022 wurde bisher in den ersten sieben Monaten eines Jahres ein höherer Importüberschuss mit China nachgewiesen, damals lag er bei 47,9 Milliarden Euro”, erklärte das Statistikamt.
“Das sind schlechte Nachrichten für den Exportsektor und ganz generell für das Wirtschaftswachstum in Deutschland”, sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB). Sinkende Handelsbilanzüberschüsse dämpften das Wachstum oder sorgten sogar dafür, dass die Wirtschaftsleistung schrumpfe. “Die USA und China bringen die Herausforderungen für die deutsche Exportwirtschaft gut auf den Punkt: Es sind die Zollpolitik und die Intensivierung des Wettbewerbs”, erläuterte der HCOB-Experte. Dagegenhalten könne man mit guten Produkten, aber auch mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die den Standort Deutschland stärkten, indem man Bürokratie und Regulierung verschlanke und Energiepreise nachhaltig senke.
In den ersten sieben Monaten des Jahres ging auch der gesamte deutsche Exportüberschuss zurück, und zwar um 21,2 Prozent auf 121,3 Milliarden Euro. Die USA blieben trotz des Rückgangs der Handelspartner, mit dem Deutschland den höchsten Überschuss erzielte, betonten die Statistiker. Der Abstand zum zweitplatzierten Frankreich verringerte sich jedoch deutlich. So sank der Exportüberschuss mit Frankreich in den ersten sieben Monaten 2025 leicht um 0,2 Prozent auf 30,4 Milliarden Euro.
Deutliche Zunahmen der Importüberschüsse verzeichnete das Bundesamt zudem im Handel mit Vietnam, Ungarn und Tschechien.
(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Ralf Banser – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)