Frankfurt (Reuters) – Ermuntert von fallenden US-Zinsen haben Anleger an den europäischen Aktienmärkten zugegriffen.
Der Dax kletterte am Donnerstagmittag um 1,4 Prozent auf 23.684 Punkte, der EuroStoxx50 zog um 1,3 Prozent auf 5441 Zähler an.
Die US-Notenbank Fed hatte den Schlüsselsatz am Mittwochabend wie erwartet um 25 Basispunkte auf die Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent heruntergesetzt. Zugleich stellten die Währungshüter bis zum Jahresende zwei weitere Schritte nach unten in Aussicht. Hoffnungen auf noch aggressivere Zinssenkungen dämpfte Fed-Chef Jerome Powell Börsianern zufolge hingegen. Die Fed wolle weiter datenabhängig von Sitzung zu Sitzung entscheiden. “Das ist zwar etwas weniger Lockerung als von den Optimisten erhofft, aber genau das, was die Mehrheit hören wollte”, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets. Händler sahen zuletzt eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 87 Prozent für eine weitere Senkung der Zinsen um 25 Basispunkte bei der nächsten Sitzung der Fed im Oktober.
Der US-Dollar setzte seine Erholung fort, nachdem er zu Beginn der Woche auf den tiefsten Stand seit dreieinhalb Jahren gefallen war. Der Dollar-Index notierte bis zu 0,5 Prozent höher.
BANK OF ENGLAND DÜRFTE ZINSEN UNVERÄNDERT LASSEN
Die Notenbank in London (BoE) dürfte angesichts der noch nicht gebannten Inflationsgefahr bei ihrer Zinssitzung die Füße stillhalten. Beim Verkauf ihrer Staatsanleihenbestände könnte das Tempo Experten zufolge indes gedrosselt werden. Das britische Pfund lag leicht im Plus bei 1,3636 Dollar.
Im August hatten die Londoner Währungshüter mit hauchdünner Mehrheit für eine Zinssenkung von 4,25 auf 4,00 Prozent gestimmt. Sie prognostizieren, dass die Inflation im September auf vier Prozent steigen und bis zum Frühjahr 2027 über ihrem Zwei-Prozent-Ziel verharren wird. Die hohe Teuerung ist auch ein Problem für die britische Regierung. Der auf Staatsbesuch in Großbritannien weilende US-Präsident Donald Trump trifft unterdessen mit dem britischen Premierminister Keir Starmer zu Gesprächen zusammen.
TECH-TITEL IM AUFWIND – AUMOVIO SPALTET SICH AB
Am Aktienmarkt waren vor allem Technologietitel gefragt. Der europäische Branchenindex stieg um 2,8 Prozent. Der Sektor erlebt eine Aufholjagd, nachdem er im Juli und August deutlich nachgegeben hatte. Anleger setzen weiterhin auf steigende Kurse in Bereichen wie der Künstlichen Intelligenz (KI). Im TecDax gingen Siltronic auf Höhenflug. Die Aktien des Chipindustrie-Zulieferers gewannen 10,8 Prozent. Im Dax kletterten die Aktien von SAP und Infineon um jeweils rund vier Prozent. Noch stärker zulegen konnten Zalando und Sartorius mit Aufschlägen von 5,2 und 4,7 Prozent.
Ein vorsichtiger Ausblick des britischen Modehändlers Next vergraulte hingegen die Anleger. Die Aktien brachen an der Londoner Börse um mehr als fünf Prozent ein. Next warnte vor einer Abschwächung auf dem Arbeitsmarkt in Großbritannien in der zweiten Jahreshälfte, die die Konsumausgaben dämpfen könnte.
Ein weniger optimistischer Ausblick und die Streichung der Dividende für 2025 schickten die Aktien des Schweizer Verpackungsherstellers SIG Group auf Talfahrt. Die Titel stürzten um fast 20 Prozent auf den tiefsten Stand seit Mai 2019.
Für Gesprächsstoff sorgte die Abspaltung von Aumovio vom Mutterkonzern Continental. Der erste Kurs des Autozulieferers betrug 35 Euro. Conti-Aktionäre hatten automatisch für je zwei ihrer Papiere zusätzlich eine Aumovio-Aktie in ihr Depot gebucht bekommen. Continental wurden mit 58,18 Euro gehandelt, am Mittwoch hatten sie bei 72,98 Euro geschlossen.
(Bericht von Anika Ross. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)