Sevilla (Reuters) – Turkish Airlines wird die Minderheitsbeteiligung an der spanischen Fluggesellschaft Air Europa nicht aufstocken.
“Wir sind nicht daran interessiert, Air Europa zu besitzen, wir sind daran interessiert, mit Air Europa zusammenzuarbeiten”, sagte Airline-Chef Ahmet Bolat am Mittwoch in Sevilla. Insbesondere die Verbindungen der mit 50 Flugzeugen kleinen Fluglinie nach Lateinamerika sind demnach strategisch interessant für die ambitionierte türkische Airline. Ein Anteil über 50 Prozent wäre nach EU-Recht ohnehin nicht möglich. Die EU-Eigentumsvorschrift zu Fluggesellschaften untersagt das nicht-europäischen Eignern, damit Europäer die Airlines des Kontinents kontrollieren.
Turkish Airlines will stark expandieren: Bolat bekräftigte den Plan, die Flotte von derzeit 492 Flugzeugen bis 2033 auf 813 auszubauen. Der Umsatz soll zugleich auf umgerechnet 44 Milliarden Euro mehr als verdoppelt werden. Turkish Airlines investiert für einen Anteil von 25 bis 27 Prozent an Air Europa 300 Millionen Euro in eine Wandelanleihe. Andere Bieter seien wegen ihrer Geschäftsmodelle gescheitert, sagte Bolat.
Interessiert an einem Einstieg waren auch die Lufthansa und Air France-KLM. Doch Insidern zufolge wollten sie die Aussicht auf eine vollständige Kontrolle von Air Europa haben, was der Mehrheitseigentümer Globalia ablehnte. Die British-Airways-Muttergesellschaft International Airlines Group (IAG), die 20 Prozent an Air Europa hält, habe dem Geschäft mit Turkish Airlines zugestimmt.
Air Europa braucht einen Investor, um Finanzhilfen des Staates während der Corona-Pandemie von insgesamt 475 Millionen Euro tilgen zu können. IAG wollte die auf Mallorca beheimatete Gesellschaft komplett übernehmen, scheiterte aber an Bedenken der EU-Kommission über eine zu starke Marktstellung.
(Bericht von Inti Landauro, Andres Gonzalez Estebaran, geschrieben von Ilona Wissenbach, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)