Einkaufsmanagerindex: Dienstleister bremsen Abschwung in Deutschland

Berlin (Reuters) – Die deutsche Wirtschaft hat ihre Talfahrt im Dezember gebremst.

Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft – Industrie und Dienstleister zusammen – stieg um 0,6 auf 47,8 Punkte. Das teilte der Finanzdienstleister S&P Global am Montag zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mit. Damit blieb das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer allerdings den sechsten Monat in Folge unter der Marke von 50, ab der es Wachstum signalisiert. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten einen Anstieg auf 47,8 Zähler erwartet.

Sorgen bereitet die Entwicklung der Industrie: Hier fiel das Barometer um 1,4 auf 41,7 Zähler. “Die Industrie sorgt nicht gerade für Festtagsstimmung”, kommentierte der Chefökonom der Hamburg Commercial Bank (HCOB), Cyrus de la Rubia, die Entwicklung. Die Neuaufträge seien stärker gefallen als bislang in diesem Jahr. “Angesichts all der negativen Nachrichten über Unternehmen, die Umstrukturierungen planen, ist dies sicherlich keine große Überraschung”, sagte de la Rubia.

Besser schlagen sich die Dienstleister. Hier stieg das Barometer um 1,7 auf 51,0 Punkte. “Es sieht so aus, als würde der deutsche Dienstleistungssektor auf eine bessere Weihnachtssaison zusteuern als erwartet”, erklärte de la Rubia, dessen Bank die Umfrage sponsert. Den Dienstleistern sei es auch gelungen, stärkere Preiserhöhungen durchzusetzen.

Auffällig ist die Preisentwicklung bei den Dienstleistern. “Die Inflationsrate der Einkaufspreise schoss im Dezember deutlich in die Höhe und erreichte den höchsten Wert seit April”, sagte de la Rubia. “Normalerweise würde man in einer stagnierenden Wirtschaft stabile Preise oder sogar Deflation erwarten.” Die Gewerkschaften seien offensichtlich immer noch in der Lage, relativ hohe Lohnerhöhungen durchzusetzen. “Ein Teil davon wurde an die Kunden weitergegeben”, so der Chefvolkswirt.

Die deutsche Wirtschaft dürfte nach Prognose führender Ökonomen in diesem Jahr das zweite Mal in Folge schrumpfen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft geht davon aus, dass es 2025 nur zu einer Stagnation reichen wird.

(Bericht von Rene Wagner; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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