Wien (Reuters) – Die Vienna Insurance Group (VIG) treibt mit der erfolgreichen Übernahmeofferte für die Nürnberger Versicherung ihre Wachstumsstrategie voran.
Nach Ablauf der Annahmefrist hält der Wiener Konzern 98,38 Prozent der Aktien an der börsennotierten Holding Nürnberger Beteiligungs-AG. Der Abschluss der Transaktion wird für das zweite Halbjahr 2026 erwartet. Mit einem Volumen von bis zu 1,38 Milliarden Euro ist es die größte Übernahme in der Geschichte des österreichischen Versicherers.
“2025 ist für die VIG ein in mehrfacher Hinsicht bemerkenswertes Jahr”, sagte Vorstandschef Hartwig Löger am Dienstag. Mit dem Zukauf will der Konzern seine Abhängigkeit vom Kerngeschäft in Zentral- und Osteuropa (CEE) verringern und die Position in Deutschland ausbauen. Künftig sollen die Geschäfte in CEE sowie in Österreich und Deutschland zusammen jeweils rund 47 Prozent zum Prämienvolumen beitragen. Der Anteil des Lebensversicherungsgeschäfts soll von einem Viertel auf etwa ein Drittel steigen.
“Die Diversifikation über den Spezialmarkt Deutschland soll die langfristige profitable Wachstumsstrategie der VIG in CEE unterstützen und die Nürnberger auch innerhalb der Gruppe als richtungsgebenden Anbieter von Biometrie-Produkten ausrichten”, so Löger. Ziel sei es, die Nürnberger wieder zur Profitabilität zu führen. Der deutsche Versicherer war 2024 mit 78,5 Millionen Euro in die roten Zahlen gerutscht und hatte einen Partner für die Finanzierung einer teuren IT-Modernisierung gesucht. Die VIG sicherte zu, die Marke und die Standorte zu erhalten. Ein bereits laufendes Sparprogramm mit dem Abbau von rund 600 Stellen bis 2026 ist von der Übernahme nicht berührt.
GEWINNSPRUNG UND NEUE STRATEGIE
Operativ lief es für die VIG zuletzt gut. In den ersten neun Monaten stieg das Ergebnis vor Steuern um 31 Prozent auf 872,8 Millionen Euro. Die verrechneten Prämien legten um 8,6 Prozent auf 12,5 Milliarden Euro zu. Zum Ergebnisplus trug vor allem eine verbesserte Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) bei, die um 2,2 Prozentpunkte auf 92,1 Prozent sank. Der Konzern führt dies auf deutlich geringere Schäden durch Unwetter zurück. Die Gewinnprognose für 2025 wurde bereits auf 1,10 bis 1,15 Milliarden Euro erhöht.
Für die Jahre 2026 bis 2028 hat die VIG zudem die neue Strategie “evolve28” aufgelegt, die auf langfristig profitables Wachstum abzielt. Schwerpunkte sollen dabei unter anderem auf den Ausbau des Gesundheitsgeschäfts, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und ein effizientes Kapitalmanagement gelegt werden. Eine Aktualisierung der Finanzziele sei jedoch erst nach der Integration der Nürnberger möglich, teilte VIG mit.
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)










