Washington/Kiew (Reuters) – Im Ringen um einen Frieden in der Ukraine haben US-Vertreter erneut mit einer russischen Delegation in Abu Dhabi verhandelt.
US-Heeresstaatssekretär Dan Driscoll habe sich am Dienstag mit den Vertretern aus Moskau getroffen, teilte sein Sprecher mit. Die Gespräche verliefen gut und man sei weiterhin optimistisch. Driscoll sei dabei eng mit dem Weißen Haus abgestimmt. Die genauen Gesprächsinhalte und die Identität der russischen Teilnehmer blieben allerdings unklar. Driscoll, der sich zu einer zentralen Figur der US-Diplomatie in der Ukraine-Frage entwickelt hat, sollte sich einem US-Beamten zufolge in Abu Dhabi auch mit ukrainischen Vertretern treffen.
Russland pocht darauf, dass ein überarbeiteter US-Friedensplan die Absprachen zwischen den Präsidenten Wladimir Putin und Donald Trump widerspiegelt. Der Plan müsse dem “Geist und Buchstaben” der Verständigung vom Gipfeltreffen in Alaska entsprechen, sagte Außenminister Sergej Lawrow in Moskau. Sollte die geänderte Fassung davon abweichen, ergäbe sich für Russland eine völlig andere Lage. Lawrow zufolge hatte Russland eine erste Version des US-Plans begrüßt, die von der Regierung in Kiew und ihren Verbündeten jedoch als zu russlandfreundlich eingestuft wurde. Nun warte Moskau auf eine geänderte “Interims”-Version, nachdem sich Washington mit der Ukraine und Europa abgestimmt habe.
Der ursprüngliche Plan sah demnach einen dauerhaften Verzicht auf eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine vor. Zudem sollte die ukrainische Armee auf 600.000 Soldaten begrenzt, der Rest des Donbass als entmilitarisierte Zone an Russland übergeben und die Regierung in Kiew zu Wahlen innerhalb von 100 Tagen verpflichtet werden. All diese Klauseln sollen inzwischen geändert oder vorerst auf Eis gelegt worden sein.
Nach einer ersten Runde von Gesprächen zwischen einer russischen Delegation und Driscoll in Abu Dhabi sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, es gebe keine neue Entwicklung. Mit Blick auf die Gegenvorschläge der Europäer und der Ukraine erklärte Peskow, man habe in Abu Dhabi keine überarbeitete Fassung des Trump-Plans erhalten. “Derzeit ist das einzig Substanzielle das amerikanische Projekt, das Trump-Projekt. Wir sind der Ansicht, dass dies eine sehr gute Grundlage für Verhandlungen sein könnte.”
“DIE HEIKLEN PUNKTE”
Die Ukraine will dagegen, dass ihre Vorstellungen in den US-Plänen berücksichtigt werden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj werde möglicherweise in den nächsten Tagen in die USA reisen, um mit Trump ein Abkommen zur Beendigung des Krieges zu schließen, schrieb der Chef des Nationalen Sicherheitsrates, Rustem Umjerow, auf Facebook. Selenskyj sagte in seiner nächtlichen Videoansprache: “Die heiklen Punkte, die heikelsten Punkte, werde ich mit Präsident Trump besprechen.” In den jüngsten Gesprächen in Genf sehe er “solide Ergebnisse”, aber es liege noch viel Arbeit vor allen Beteiligten, schrieb Selenskyj zudem auf der Online-Plattform X.
Trotz der Friedensbemühungen griff Russland die Ukraine in der Nacht zum Dienstag erneut massiv aus der Luft an, vor allem die Hauptstadt Kiew. Dort kamen mindestens sechs Menschen ums Leben, 13 weitere wurden verletzt. Zudem wurde die Strom- und Wärmeversorgung der Hauptstadt getroffen. Präsident Selenskyj zufolge starteten die russischen Streitkräfte den zweiten Großangriff auf Kiew in diesem Monat mit mehr als 460 Drohnen und 22 Raketen.
Nach russischen Angaben war unterdessen die Grenzregion Rostow Ziel ukrainischer Angriffe, bei denen mindestens drei Menschen starben. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, die Luftabwehr habe landesweit 249 ukrainische Drohnen abgefangen.
(Bericht von Idrees Ali, Pavel Polityuk, Olena Harmash und Devika Nair, bearbeitet von Christian Götz und Alexander Ratz, redigiert von Philipp Krach.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)











