Frankfurt (Reuters) – Die schwindende Hoffnung auf eine baldige Zinssenkung in den USA hat den Dax am Freitag ins Straucheln gebracht.
Der deutsche Leitindex rutschte unter die psychologisch wichtige 23.000-Punkte-Marke und fiel in der Spitze um 1,4 Prozent auf ein Sechs-Monats-Tief von 22.943 Zählern. Der EuroStoxx50 gab 1,7 Prozent nach. “Die Zinssorgen sind auf die Börsenbühne zurückgekehrt”, sagte Christian Henke vom Broker IG. Nach den jüngsten US-Jobdaten seien die Chancen auf eine US-Zinssenkung auf dem FOMC-Meeting am 10. Dezember geringer geworden. Das verdarb den Anlegern nicht nur die Lust auf Aktien, sondern auch auf andere risikoreichere Assets wie etwa Bitcoin. Die Cyber-Devise beschleunigte ihren Ausverkauf und fiel um bis zu 6,4 Prozent auf 81.668 Dollar, den tiefsten Stand seit Anfang April.
Daten vom Donnerstag hatten gezeigt, dass der US-Arbeitsmarkt im September überraschend deutlich zugelegt hatte. Die Stellenentwicklung wie auch die Inflationszahlen gelten als entscheidend für die geldpolitischen Entscheidungen der Notenbank Fed. Wegen des Haushaltsstreits in den USA fehlen derzeit aktuelle Zahlen vom Arbeitsmarkt. Ökonomen sind sich deshalb uneinig, ob die Fed im Dezember ihre Zinsen noch einmal senkt oder unverändert lässt. Der Dollar-Index kam angesichts der Ungewissheit kaum vom Fleck und notierte bei 100,24 Punkten.
DAX MIT DEUTLICHEM WOCHENVERLUST
Der Dax hat eine holprige Woche hinter sich, bis Freitagmittag kommt er bereits auf ein Minus von mehr als drei Prozent. Auch die Erleichterung über die überraschend starken Nvidia-Zahlen am Donnerstag währte nur kurz. Tech- und Chipwerte standen in Asien wie auch in den USA nach einer anfänglichen Rally auf den Verkaufszetteln. Am deutschen Aktienmarkt ging es am Freitag für Infineon um 3,5 Prozent, für Aixtron sechs Prozent bergab. Die Titel des Energietechnikkonzerns Siemens Energy gaben mehr als acht Prozent nach, der europäische Techindex verlor gut drei Prozent. Die Angst vor der KI-Blase sei wieder da, sagte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Jürgen Molnar von RoboMarkets resümiert: “Die Diskussionen über die aktuellen Bewertungen der großen Technologiefirmen dürften in der kommenden Woche weitergehen, die gestrige Stabilisierung entpuppte sich im Nachhinein als Strohfeuer und Ruhe vor dem nächsten Sturm.”
US-FRIEDENSPLAN FÜR UKRAINE BELASTET RÜSTUNGSWERTE
Ebenfalls für Nervosität sorgte am Freitag das Bemühen der USA um ein Friedensabkommen zwischen der Ukraine und Russland. Die Ukraine hat nach eigenen Angaben einen Entwurf des umstrittenen US-Vorstoßes erhalten, der weitreichende Zugeständnisse der Regierung in Kiew vorsehen soll. Auch wenn Europa sich überrumpelt fühle – es könnte sein, dass der Friedensplan tatsächlich erfolgreich sei, sagt ein Händler. An den Aktienmärkten gerieten die Rüstungswerte ins Rutschen. Im Dax verloren Rheinmetall in der Spitze 7,6 Prozent, im MDax gaben Renk und Hensoldt zeitweise mehr als elf beziehungsweise acht Prozent nach. Der europäische Verteidigungsindex notierte bis zu 3,9 Prozent schwächer. Am Ölmarkt brachen die Notierungen für WTI und Brent um mehr als zwei Prozent auf 57,42 beziehungsweise 61,90 Dollar je Fass ein. Das mögliche Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine könnte eine Lockerung von Sanktionen gegen russische Ölkonzerne zur Folge haben, was wiederum das globale Ölangebot erhöhen würde.
(Bericht von: Daniela Pegna. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











