– von Alexander Hübner
Augsburg (Reuters) – Der Augsburger Rüstungszulieferer Renk setzt in den nächsten Jahren fast vollständig auf Getriebe für Panzer und Marineschiffe.
Bis 2030 solle der Umsatz mehr als verdoppelt und zu etwa 90 Prozent mit der Rüstungsindustrie erwirtschaftet werden, sagte Vorstandschef Alexander Sagel am Donnerstag auf einem Kapitalmarkttag in Augsburg. Derzeit liegt der Anteil bei knapp drei Viertel. Renk peilt bis 2030 einen Umsatz von 2,8 bis 3,2 Milliarden Euro an, bei einer bereinigten operativen Umsatzrendite (Ebit-Marge) von mehr als 20 Prozent. Das würde ein Ergebnis von 560 bis 640 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit) bedeuten.
Über Zukäufe im Rüstungsgeschäft könnten noch bis zu eine Milliarde Euro Umsatz hinzukommen. Zwei oder drei Übernahmen wären dafür nötig. “Wir haben da schon etwas im Auge”, sagte Sagel der Nachrichtenagentur Reuters. Im Fokus stünden die USA, und dort vor allem der Markt für Kriegsschiffe. Renk beobachte etwa drei Handvoll mögliche Übernahmeobjekte oder habe erste Gespräche geführt. “Mit einem oder zweien könnten wir in den nächsten Wochen oder Monaten in Verhandlungen treten”, sagte der Vorstandschef. Die Finanzierung hänge vom Kaufpreis ab: “Einen hohen dreistelligen Millionenbetrag würden wir sicher nicht nur mit Krediten finanzieren.” Der Zugang zu Kapital sei aber für die Rüstungsbranche zuletzt deutlich einfacher geworden.
Renk liefert unter anderem das Getriebe für die neue Version des KNDS-Kampfpanzers “Leopard 2”. “Panzergetriebe sind unser wichtigster Gewinntreiber”, sagte Sagel vor Analysten. Der “Superzyklus” im Verteidigungssektor werde noch 10 bis 15 Jahre anhalten. Auch wenn die Wachstumsraten nach 2030 wohl geringer ausfielen, werde Renk vom Geschäft mit Wartung, Ersatzteilen und Austausch-Getrieben profitieren, das zurzeit 40 Prozent des Umsatzes ausmacht. Hier soll bald, voraussichtlich von Polen aus, Osteuropa versorgt werden. “Wir haben bisher noch nicht direkt vom Ukraine-Krieg profitiert”, sagte der Vorstandschef.
Von Renk kommen auch Getriebe für zivile Schiffsmotoren, für Generatoren für Wasserkraftwerke sowie Gleitlager. Verkäufe von Teilen dieses Industriegeschäfts schloss der Vorstandschef nicht aus. Renk überprüfe das Portfolio jährlich, das nächste Mal Ende Januar. Vor allem Gleitlager, die in Hannover gebaut werden, haben kaum Berührungspunkte mit dem Kerngeschäft und gelten bei Analysten als Verkaufskandidat. “Die Gleitlager haben ihre eigene Wachstumsstory”, sagte Sagel zu Reuters. Der Umsatz werde in den nächsten Jahren von 120 Millionen auf bis zu 200 Millionen Euro wachsen. “Das tut unserem Umsatz und auch den Margen gut.”
Für das laufende Jahr peilt die frühere MAN-Tochter einen Umsatz von 1,3 (2024: 1,14) Milliarden Euro und ein bereinigtes Ebit von bis zu 230 (189) Millionen Euro an. Die mittelfristigen Ziele – ein Umsatz von zwei Milliarden Euro bis 2028 und ein bereinigtes Ebit von 300 Millionen 2027 – gälten unverändert, sagte Finanzvorständin Anja Mänz-Siebje.
GROSSAKTIONÄR KNDS EIN “STILLER INVESTOR”
Größter Renk-Aktionär ist der “Leopard 2”-Hersteller KNDS, der beim Börsengang Anfang 2024 eingestiegen war und inzwischen 15,8 Prozent hält. “KNDS verhält sich wie ein stiller Investor”, sagte Sagel. “Wir haben die gleichen harten Verhandlungen wie mit allen anderen Kunden.” Volkswagen hatte Renk aus MAN ausgegliedert, als das Nutzfahrzeug-Geschäft unter dem Namen Traton an die Börse gebracht wurde, und 2020 für 700 Millionen Euro an den Finanzinvestor Triton verkauft. Heute wird Renk mit rund 5,7 Milliarden Euro bewertet. Seit dem Börsengang hat sich der Kurs fast vervierfacht, am Donnerstag gab er aber um drei Prozent auf 55,76 Euro nach.
(Bericht von Alexander Hübner; Redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)










