Frankfurt (Reuters) – Die überraschend starken Quartalszahlen von Nvidia haben am Donnerstag eine weltweite Kursrally bei Technologiewerten ausgelöst.
Die nachlassende Furcht vor einem baldigen Ende des KI-Booms verhalf dem europäischen Branchenindex zur Eröffnung zu einem Kursplus von bis zu 2,1 Prozent. In Deutschland gehörten die Aktien des Halbleiter-Herstellers Infineon und der Chipindustrie-Zulieferer Aixtron mit Gewinnen von 4,5 und 5,1 Prozent zu den Favoriten. Auch in Asien stiegen Investoren wieder bei Technologiewerten ein.
“Die Nvidia-Zahlen zeigen, dass unter der Motorhaube des KI-Sektors alles in Ordnung ist”, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst der Consorsbank. Für den weltgrößten Chipkonzern sei es sehr profitabel, Hochleistungsprozessoren für Künstliche Intelligenz (KI) an Cloud-Anbieter wie Amazon Web Services (AWS), Google oder Microsoft zu verkaufen. Diese Unternehmen investieren 2025 jeweils mehrstellige Milliardenbeträge in den Auf- und Ausbau von Rechenzentren, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden.
Ein Ende dieses Booms ist Nvidia zufolge nicht in Sicht. Konzernchef Jensen Huang bekräftigte auf der Bilanzpressekonferenz, dass sich der Auftragsbestand auf 500 Milliarden Dollar summiere. Die aktuelle Produktion sei weitgehend ausverkauft. Die Spekulationen um eine KI-Blase könne er nicht nachvollziehen. “Aus unserer Sicht sehen wir etwas ganz anderes”, fügte Huang hinzu. “Wir sind in jeder Cloud. Es ist unglaublich.” Als Reaktion auf die Zahlen legten Nvidia-Aktien im nachbörslichen Geschäft der Wall Street zeitweise 6,5 Prozent zu. Dadurch stieg der Börsenwert um mehr als 293 Milliarden Dollar. Das ist mehr als die gesamte Marktkapitalisierung des größten europäischen Softwarehauses SAP.
“Die Bedenken über die Nachhaltigkeit der KI-Ausgaben werden dennoch nicht verschwinden”, wandte Analyst Rubin Roy vom Brokerhaus Stifel, Nicolaus & Co ein. Kopfzerbrechen bereiteten Börsianern unter anderem Nvidias steigende Zahlungen an Kunden zur Anmietung anderweitig nicht genutzter Rechenkapazitäten. Das Volumen derartiger Verträge verdoppelte sich im dritten Quartal auf 26 Milliarden Dollar. Im September hatte Nvidia eine derartige Vereinbarung mit dem KI-Cloudspezialisten CoreWeave getroffen.
Ein weiterer Stimmungsdämpfer ist das wegbrechende Geschäft in China. Wegen der US-Beschränkungen für Hochtechnologie-Exporte und der Warnung der chinesischen Behörden vor dem Einsatz von Nvidia-Produkten ist das Unternehmen aus dem dortigen Markt faktisch ausgeschlossen. Diese Einbußen versucht Nvidia mit verstärkten Verkäufen in andere Regionen auszugleichen. Am Mittwoch hatte die US-Regierung die Lieferung mehrerer Zehntausend KI-Prozessoren an eine KI-Firma aus den Vereinigten Arabischen Emiraten genehmigt. Parallel dazu kündigte der teilstaatliche saudi-arabische KI-Entwickler Humain an, 600.000 Nvidia-Chips kaufen zu wollen.
(Bericht von Hakan Ersen. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











