Bundesbank: Deutsche Wirtschaft dürfte im Schlussquartal wachsen

Berlin (Reuters) – Nach zwei schwachen Quartalen in Folge rechnet die Bundesbank wieder mit einem Wachstum der deutschen Wirtschaft.

“Im vierten Quartal könnte sich die Wirtschaftsleistung wieder leicht erhöhen”, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht. Im Sommer hatte es nur zu einer Stagnation gereicht, während das Bruttoinlandsprodukt im Frühjahr sogar um 0,2 Prozent schrumpfte. Große Sprünge traut die Bundesbank Europas größter Volkswirtschaft allerdings nicht zu: Aufgrund der schlechten Wettbewerbsposition profitiere die heimische Industrie “nur begrenzt von der anhaltend moderat wachsenden Weltwirtschaft”.

So sei aufgrund der höheren US-Zölle kurzfristig nicht mit Impulsen von der Auslandsnachfrage zu rechnen. “Allerdings dürften die dämpfenden Nachwirkungen der im ersten Quartal aufgetretenen Vorzieheffekte bei Ausfuhren in die USA mittlerweile abgeklungen sein”, hieß es zugleich. “Insgesamt könnten sich daher Exporte und Industrie im vierten Quartal stabilisieren.” Die Vereinigten Staaten sind der größte Abnehmer von Waren “Made in Germany”. Seit August gilt für die überwiegende Mehrheit der EU-Exporte in die USA ein einheitlicher Zollsatz von 15  Prozent – ein Mehrfaches des früheren Wertes. Um höhere Zölle zu umgehen, wurden viele Exporte vorgezogen.

Wenig Impulse erwartet die Bundesbank von der Baubranche. “Die Nachfrage nach Bauleistungen zog zwar weiter an, blieb aber noch zu niedrig, als dass sich dies bereits in der Produktion niederschlagen dürfte”, hieß es. Zudem hätten sich die Zinssätze auf Wohnungsbaukredite seit Anfang des Jahres erhöht. Das dämpfe die Nachfrage. Auftrieb für Bau- und Ausrüstungsinvestitionen durch die angekündigten milliardenschweren Investitionen des Bundes werde es wohl erst ab dem nächsten Jahr geben.

Positive Wachstumsimpulse sieht die deutsche Notenbank im Schlussquartal von den Dienstleistern ausgehen, “wenn auch nicht unbedingt von den konsumnahen Branchen”. Die gedämpften Aussichten am Arbeitsmarkt belasteten den privaten Konsum.

Außerdem hält die Bundesbank einen stärkeren Anstieg der Verbraucherpreise für möglich. “In den nächsten Monaten dürfte die Inflationsrate vor allem aufgrund von Basiseffekten vorübergehend noch etwas höher ausfallen”, schreibt sie in ihrem Monatsbericht. So seien im November 2024 die Preise für Reisedienstleistungen deutlich gesunken, was sich jetzt erhöhend auf die Inflationsrate auswirke. Anfang 2026 folge zudem ein preiserhöhender Basiseffekt bei Nahrungsmitteln. Dem stehe eine sinkende Teuerung im Energiebereich gegenüber. “Bei letzterer dürfte die Teuerung unter anderem aufgrund der geringeren Netzentgelte für Strom wieder deutlich sinken, trotz höherer CO2-Preise im nationalen Emissionshandelssystem”, hieß es. Grundsätzlich sei der Inflationsausblick für den Beginn des kommenden Jahres unsicherer als üblich, betonte die Bundesbank.

(Bericht von Rene Wagner; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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