Berlin (Reuters) – Wegen der Konjunktur- und Werbeflaute senkt RTL seine Ziele für 2025.
Beim bereinigten operativen Gewinn (Adjusted Ebita) erwarte man nur noch 650 Millionen Euro und 6,0 bis 6,1 Milliarden Euro Umsatz, teilte der europäische Fernsehkonzern am Dienstag mit. Bislang hatte RTL ein Ergebnis von 780 Millionen Euro angepeilt sowie Erlöse von 6,45 Milliarden Euro. Die erhoffte Trendwende bei der TV-Werbung blieb jedoch aus. Im dritten Quartal sanken die TV-Werbeerlöse um 8,3 Prozent und der Gesamtumsatz stagnierte bei 1,34 Milliarden Euro. Die RTL-Aktie lag mit rund fünf Prozent im Minus und gehörte zu den größten Verlierern im MDax. Wegen des erwarteten Gewinnrückgangs senkte auch die RTL-Mutter Bertelsmann ihre Prognose für 2025.
Das Marktumfeld bleibe herausfordernd, sagte RTL-Chef Thomas Rabe. “Die TV-Werbeumsätze sind in unseren Kernmärkten rückläufig und wir beobachten eine beschleunigte Verlagerung vom linearen Fernsehen zum Streaming.” Trotz gewonnener Marktanteile in Deutschland und striktem Kostenmanagement senke man daher die Gewinn-Prognose für 2025. Dies hatte jüngst auch der bayerische Konkurrent ProSiebenSat.1 getan.
Während das klassische TV-Geschäft bei RTL unter Druck bleibt, sorgte das, allerdings noch wesentlich kleinere, Streaming-Geschäft für einen positiven Trend. Hier zeigten alle Kennzahlen wie Umsatz, zahlende Abonnenten und Nutzungsdauer in die richtige Richtung, wie Rabe betonte. “Mit 7,6 Millionen zahlenden Abonnenten Ende September sind wir zuversichtlich, bis Ende dieses Jahres die 8-Millionen-Marke zu überschreiten.” Im laufenden Geschäftsjahr werde man die Streaming-Anlaufverluste um mehr als die Hälfte auf rund 50 (bisherige Prognose: 80) Millionen Euro reduzieren. “Wir bleiben damit weiter auf Kurs, im Jahr 2026 die Profitabilität zu erreichen.”
Von Januar bis September stiegen die Digital-Werbeumsätze um fast 32 Prozent auf 345 Millionen Euro und konnten rund 70 Prozent des Rückgangs der TV-Werbeumsätze ausgleichen. Bei letzteren zeigen sich die Folgen der mauen Konjunktur in Deutschland und die Zurückhaltung der Werbekunden. Die RTL Group erwartet nunmehr, dass die TV-Werbeumsätze im zweiten Halbjahr 2025 im hohen einstelligen Prozentbereich sinken. Im August hatte man noch auf ein Plus von zwei bis drei Prozent gehofft.
AUCH BERTELSMANN WIRD VORSICHTIGER – ERWARTET WENIGER GEWINN
Bertelsmann kappte ebenfalls seine Ziele für 2025. Das Gütersloher Medien-, Dienstleistungs- und Bildungsunternehmen rechnet nur noch mit einem stabilen Umsatz und einem moderaten Rückgang beim operativen Ergebnis (bereinigtes Ebitda). Bertelsmann-Finanzchef Rolf Hellermann begründete dies mit dem “schwächeren US-Dollar, dem Wegfall der Umsatz- und Ergebnisbeiträge von RTL Nederland ab der zweiten Jahreshälfte sowie dem deutlichen Rückgang der TV-Werbemärkte in Deutschland und Frankreich”.
Hatte Bertelsmann Ende August für 2025 noch unterm Strich einen Gewinn von rund 1,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, spricht das Management nun nur von einem “Konzernergebnis von mehr als einer Milliarde Euro”. In den ersten neun Monaten lag der Konzernumsatz mit 13,5 Milliarden Euro um 0,8 Prozent über Vorjahr. “Unsere breite Aufstellung über Geschäfte und Regionen hinweg erweist sich in unsicheren Zeiten zunehmend als großer strategischer Vorteil”, sagte Rabe.
Rabe ist seit 2012 Bertelsmann-Chef und gibt dieses Amt Ende 2026 ab. Der 60-Jährige ist seit 2019 auch Chef der RTL Group. Hier soll sein Nachfolger im Mai 2026 Clement Schwebig werden, derzeit bei Warner Bros. Discovery zuständig für Westeuropa und Afrika. Der Franzose war bereits von 2002 bis 2013 für RTL tätig und soll künftig die geplante Übernahme des Bezahlsenders Sky Deutschland vom US-Konzern Comcast zum Erfolg bringen.
(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)










