Lissabon (Reuters) – Mitten in der laufenden Privatisierung der portugiesischen Staatsairline TAP gehen Ermittler Korruptionsverdacht gegen die Fluggesellschaft im Zusammenhang mit Airbus-Flugzeugleasingverträgen nach.
Die portugiesische Polizei durchsuchte am Dienstag den Hauptsitz von TAP und zwei Dutzend Büros anderer Unternehmen im Rahmen laufender Ermittlungen wegen Korruptionsverdachts bei einem komplexen Flugzeugleasinggeschäft im Jahr 2015, teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit. Die Durchsuchungen stehen im Zusammenhang mit einem Leasingvertrag über 53 Airbus-Flugzeuge, den die TAP kurz nach ihrer ersten Privatisierung vor zehn Jahren abgeschlossen hatte.
Das Infrastrukturministerium bezeichnete das Gerichtsverfahren als “normal”, versprach uneingeschränkte Zusammenarbeit mit den Justizbehörden und erklärte, es erwarte keine Auswirkungen auf den Privatisierungsprozess. Bis zum 22. November haben potenzielle Bieter, darunter die Lufthansa, Zeit, ihr Interesse am Kauf eines rund 45-prozentigen Anteils zu bekunden. TAP wurde in der Corona-Krise 2020 verstaatlicht und soll jetzt wieder teilprivatisiert werden.
Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass der Leasingvertrag Teil illegaler Machenschaften war, mit denen Airbus die Übernahme von TAP durch ein Konsortium im Jahr 2015 mitfinanzierte. Das soll zu Verlusten bei der Fluggesellschaft geführt haben. “Die fraglichen Fakten stellen wahrscheinlich die Straftatbestände der Untreue, der passiven Korruption im privaten Sektor, des schweren Steuerbetrugs und des schweren Sozialversicherungsbetrugs dar”, erklärte die Behörde.
TAP wurde damals zu 61 Prozent von einem Joint Venture der portugiesischen Barraqueiro-Gruppe mit dem amerikanisch-brasilianischen Luftfahrtunternehmer David Neeleman gekauft. Die Gruppe und Neeleman haben jegliches Fehlverhalten zurückgewiesen. Ein Airbus-Sprecher wollte sich dazu nicht äußern. Ein TAP-Sprecher sagte, die Airline kommentiere das Verfahren nicht und kooperiere uneingeschränkt mit den Behörden.
(Bericht von Sergio Goncalves; Geschrieben von Ilona Wissenbach; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)










