Digitalminister Wildberger: KI bietet Europa Chance für Aufholjagd

Berlin (Reuters) – Digitalminister Karsten Wildberger hat Künstliche Intelligenz als Chance für Europa bezeichnet, den technologischen Rückstand auf die USA und China aufzuholen.

Europa dürfe aber nicht mehr nur Zuschauer oder Käufer von KI-Systemen sein, sondern müsse selbst solche Technologie entwickeln, mahnte der CDU-Politiker am Dienstag auf dem deutsch-französischen Digitalgipfel in Berlin. Man müsse eigene Lösungen etwa für Plattformen und Produkte schaffen, um Wachstum voranzutreiben. “Das bedeutet, dass wir echte Wahlmöglichkeiten haben, sodass keine einzelne Technologie oder kein einzelner Anbieter zu einer Abhängigkeit wird, die gegen unsere Interessen genutzt werden kann”, sagte Wildberger.

Bei der angestrebten digitalen Souveränität gehe es nicht darum, Türen zu schließen. Man werde weiterhin mit führenden Technologieunternehmen zusammenarbeiten, sagte der Minister mit Blick auf die US-Branchengrößen. Nötig sei eine “intelligentere” Regulierung für Innovation. Zu viele Regeln würden in der EU lange vor Nutzung neuer Technologien bis ins Detail festgelegt. Das bremse Innovationen. Die stellvertretende EU-Kommissionschefin Henna Virkkunen kündigte an, dass die Brüsseler Behörde schon am Mittwoch neue Vorschläge vorlegen werde. Die französische Digital-Staatssekretärin Anne Le Hénanff sagte, dass die Regierung in Paris bereit sei, die Anwendung des europäischen KI-Acts zur Regulierung der Branche für ein Jahr auszusetzen.

Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Roland Lescure bezeichnete die digitale Aufholjagd als “wirklich existenziell”. Europa habe auch seine demokratischen Werte zu verteidigen. Dafür brauche man jedes Jahr Hunderte Milliarden Euro. Das Geld sei in der EU zwar verfügbar, fließe aber immer noch zu einem großen Teil in den US-Finanzmarkt statt europäische Firmen zu finanzieren. Zudem brauche es klare Vorschriften, was eigentlich souveräne Angebote in Bereichen wie Daten-Clouds ausmache. Frankreich habe bereits ein europäisches Cybersicherheits-Zertifizierungssystem für Cloud-Dienste eingeführt.

Am Nachmittag wollen auch Kanzler Friedrich Merz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf dem Digitalgipfel auftreten.

(Mitarbeit: Hakan Ersen, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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