Länder nennen Lohn-Forderung im öffentlichen Dienst “astronomisch”

Berlin (Reuters) – In der Tarifrunde für den öffentlichen Dienst der Länder fordern die Gewerkschaften sieben Prozent mehr Lohn, mindestens aber 300 Euro mehr im Monat.

Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen, wie Verdi und der Deutsche Beamtenbund (dbb) zu den Beschlüssen ihrer Tarifkommissionen am Montag in Berlin erklärten. “Die Beschäftigten wollen ein klares Signal der Arbeitgeber, dass ihre Leistungen künftig besser honoriert werden”, sagte Verdi-Chef Frank Werneke. Die Verhandlungen mit den Ländern (ohne Hessen) starten am 3. Dezember und werden Mitte Januar fortgesetzt. Eine Einigung vor der dritten Gesprächsrunde, die am 11./12./13. Februar stattfinden soll, gilt als unwahrscheinlich.

Die Arbeitgeber reagierten erwartungsgemäß kritisch und sprachen von “ritualisierten astronomischen Forderungen”. Die geforderte Lohnerhöhung passe nicht in die Zeit und sei bei einer Inflationsrate von zwei Prozent völlig überzogen, sagte der Verhandlungsführer der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL), Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel. “Ich hatte gehofft, dass die Lohnforderung sich näher am realistisch Machbaren orientiert”, erklärte der SPD-Politiker. “So allerdings sehe ich jetzt äußerst schwere Verhandlungen auf uns zukommen.”

Die von den Gewerkschaften geforderten sieben Prozent, mindestens aber 300 Euro, hätten für die Beschäftigten der Länder Lohnerhöhungen von bis zu 12,3 Prozent zur Folge und würden die Länder allein in einem Jahr mit rund vier Milliarden Euro belasten, erklärte Dressel. Einschließlich der geforderten Übertragung auf den Beamtenbereich ergäben sich sogar jährliche Kosten von etwa 12,6 Milliarden Euro. Ferner müssten die Länder noch weitere Kosten für strukturelle Verbesserungen tragen.

MEHR GELD FÜR NACHWUCHS UND HÖHERE ZUSCHLÄGE GEFORDERT

Für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen hatte es im April 2025 einen Abschluss gegeben – eine zweistufige Lohnerhöhung um 5,8 Prozent mit einer Laufzeit von 27 Monaten bis Ende März 2027.

Für Nachwuchskräfte im öffentlichen Dienst der Länder sollen die Vergütungen um 200 Euro pro Monat steigen, zudem wird ihre unbefristete Übernahme nach erfolgreicher Ausbildung gefordert. Darüber hinaus sollen alle Zeitzuschläge – etwa für Nachtdienste – um 20 Prozentpunkte steigen.

“HINTEN UND VORNE FEHLT PERSONAL”

Derzeit fehlten rund 600.000 Arbeitsplätze bei der öffentlichen Hand, erklärten Verdi und der Beamtenbund. “Um am Arbeitsmarkt nicht immer weiter hinter der Privatwirtschaft zurückzufallen, muss der öffentliche Dienst dringend attraktiver werden und besser bezahlen”, sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Beamtenbundes (dbb), Volker Geyer. “Hinten und vorne fehlt Personal.” Die Lage dürfte sich weiter verschärfen, ergänzte Werneke.

Die Gespräche werden geführt für rund 1,2 Millionen Tarifbeschäftigte von 15 Bundesländern – ohne Hessen. Gefordert wird die Übertragung des Ergebnisses auf etwa 1,3 Millionen Beamte. Betroffen sind auch rund eine Million Pensionäre.

Tarifbeschäftigte der Länder sind etwa im Straßenbau tätig, bei der Justiz, in Finanz- und Steuerbehörden, in Kitas und Schulen, an Universitäten, Kliniken und in der Verwaltung.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Sabine Ehrhardt Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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