Anleger in Europa vor US-Wirtschaftsdaten auf der Hut

Frankfurt (Reuters) – Vor der Veröffentlichung wichtiger Wirtschaftsdaten in den USA sind die Anleger an den europäischen Aktienmärkten in Deckung gegangen.

Der Dax gab am Montag 0,6 Prozent auf 23.728 Punkte nach; der EuroStoxx50 rutschte 0,8 Prozent auf 5651 Zähler ab. “Ein wesentlicher Grund für die allgemeine Zurückhaltung liegt in der Neujustierung der Erwartungen an die Federal Reserve”, sagte Frank Sohlleder, Analyst beim Broker ActivTrades. Die Mehrheit der Marktteilnehmer gehe nicht mehr von einer weiteren Zinssenkung der US-Notenbank Fed im Dezember aus.

Mit Spannung fieberten Börsianer nach Ende des längsten Shutdowns in der US-Geschichte überfälligen Wirtschaftsdaten aus den USA entgegen. Aufgrund des teilweisen Regierungsstillstands fielen in den vergangenen Wochen offizielle US-Daten aus. “Vor allem die Federal Reserve fliegt seit Wochen ohne Kompass, was die Einschätzung der aktuellen Wirtschaftslage erschwert”, konstatierte IG-Analyst Christian Henke. “Daher dürfte es nicht verwundern, dass viele Anleger jenseits des Atlantiks sich Sorgen machen.”

BITCOIN UNTER DRUCK

Die allgemeine Risikoscheu machte sich auch am Kryptomarkt bemerkbar. Die umsatzstärkste Cyber-Devise Bitcoin fiel vorübergehend unter die Marke von 93.000 Dollar. Damit schmolzen die Kursgewinne in diesem Jahr seit dem Allzeithoch vom Oktober von 126.223 Dollar weiter zusammen. “Die anhaltende Zinsunsicherheit wirkt wie ein Hemmschuh für den Kryptomarkt”, sagte Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus. “Solange klare Signale für Zinssenkungen in den USA ausbleiben, dürfte die Risikobereitschaft der Anleger gedeckelt bleiben.”

Impulse könnte die am Donnerstag anstehende Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts für September liefern. Bereits im Tagesverlauf stehen zudem Zahlen zu den US-Bauausgaben an. Die Daten könnten erhebliche Schwankungen an den Märkten auslösen, warnte David Morrison, Analyst bei Trade Nation. Die Qualität sei ungewiss, da die Erhebung unterbrochen worden sei, als die US-Regierung mehr als einen Monat lang stillstand.

SAAB UND WPP IM AUFWIND

Gegen den Trend stemmten sich einige Einzelwerte mit zum Teil kräftigen Kursgewinnen. Ein Milliardenauftrag aus Kolumbien zur Lieferung von 17 Gripen-Kampfjets bescherte dem schwedischen Rüstungskonzern Saab ein Kursplus von bis zu acht Prozent. Saab setzte sich damit an die Spitze des europäischen Index Stoxx 600. Der Auftrag stärke die Fähigkeit von Saab, strategische internationale Chancen in verbindliche Verträge umzuwandeln, konstatierte der finnische Broker Inderes.

Ein Medienbericht über eine mögliche Übernahme trieb die Aktien des britischen Werbekonzerns WPP um mehr als vier Prozent nach oben. Der französische Rivale Havas sowie die Finanzinvestoren Apollo und KKR hätten Interesse an einer Übernahme bekundet, berichtete die Zeitung “The Times” unter Berufung auf Insider. Die Aktien von WPP sind seit Jahresbeginn um mehr als 60 Prozent gefallen, was die Marktbewertung auf rund drei Milliarden Pfund gedrückt hat.

Unterdessen kletterten auch die Anteilsscheine von Siemens Energy weiter nach oben. Nach dem Kurssprung von 9,4 Prozent vom Freitag lagen die Titel mit einem Kursplus von bis zu 3,7 Prozent erneut im Dax vorn. Mehrere Banken setzten das Kursziel für den Energietechnikkonzern nach oben. Santander stufte die Aktie einem Händler zufolge auf “Outperform” von zuvor “Neutral” hoch. Am Freitag hatte die Aktie beflügelt, dass Siemens Energy erstmals seit vier Jahren wieder eine Dividende zahlen will.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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