Frankfurt (Reuters) – Zum Wochenschluss geht es an den Börsen weiter nach unten. Auf die Stimmung am Freitag drückte Unsicherheit über den künftigen Zinskurs der US-Notenbank Fed.
Der Dax und der EuroStoxx50 notierten gegen Mittag jeweils rund ein Prozent im Minus, nachdem sie am Donnerstag knapp 1,5 und ein Prozent eingebüßt hatten. Die Futures für die US-Indizes lagen ebenfalls im Minus. Äußerungen von Fed-Vertretern dämpfen die Hoffnungen der Anleger auf eine Zinssenkung in den USA im kommenden Monat.
“Die Zinsfrage könnte die Börsen in den kommenden Wochen noch ordentlich in Atem halten”, kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners. “Stand jetzt wäre das nächste Fed-Meeting damit so unvorhersehbar wie kaum eines zuvor.” In den kommenden Wochen werden mehrere US-Konjunkturdatenberichte vorgelegt, die der am Mittwoch (Ortszeit) beendete teilweise Stillstand der Behörden verzögert hat. Manche Veröffentlichungen dürften zudem ausfallen, weil die dafür benötigten Daten wegen des Shutdowns nie erhoben wurden.
BITCOIN ERNEUT UNTER DRUCK
Michael Field, Chefstratege bei Morningstar, zeigte sich jedoch zuversichtlich. “Angesichts der Kommentare, die wir in den letzten ein, zwei Tagen gesehen haben, ist ein Zinsschritt im Dezember eher unwahrscheinlich”, sagte der Experte. “Das heißt aber nicht, dass es im Februar oder bei der nächsten Sitzung keinen geben wird. Deswegen denke ich nicht, dass sich die Marktteilnehmer derart stark auf diese kurzfristigen Entwicklungen fixieren sollten.”
Die Zinssorgen der Anleger drückten weiter auf den Kryptomarkt: Die umsatzstärkste Cyber-Devise, der Bitcoin, gab 2,4 Prozent auf 96.386 Dollar nach und verharrte damit auf dem tiefsten Niveau seit Mai. Am Donnerstag war er um rund drei Prozent abgerutscht. Die Verzögerung bei der Vorlage vieler Konjunkturdaten “war für viele Investoren paradoxerweise tendenziell vorteilhaft, da die Datenlücke offenbar Raum für Zinssenkungsfantasien ließ”, sagt Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. “Sollten neue Zahlen auf dem Tisch liegen, könnte dieser Nährboden nun wegfallen.”
Für schlechte Stimmung sorgten auch die jüngsten Nachrichten aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Das Wachstum der Industrieproduktion in China verlangsamte sich im Oktober überraschend deutlich und verfehlte damit die Erwartungen von Analysten. Auch die Einzelhandelsumsätze, ein wichtiger Indikator für den Konsum, legten etwas langsamer zu als im Vormonat. “Chinas Wirtschaft steht von allen Seiten unter Druck”, kommentierte Fred Neumann, Chefvolkswirt für Asien bei HSBC. Das Bruttoinlandsprodukt der Euro-Zone wuchs im dritten Quartal hingegen trotz der Flaute in Deutschland etwas stärker als im Vorquartal.
SIEMENS ENERGY NACH ZAHLEN MIT KURSSPRUNG
Bei den Einzelwerten stach Siemens Energy mit einem Kurssprung von gut zehn Prozent hervor. Der Energietechnikkonzern legte 2025 zu und will erstmals seit vier Jahren wieder eine Dividende zahlen.
Im MDax griffen Anleger bei Bechtle zu, was die Titel um fast 13 Prozent nach oben trieb. Der schwäbische IT-Dienstleister traut sich einen Endspurt zu seinen Jahreszielen zu.
Gefragt waren auch die Titel der Lufthansa, die nach der Ankündigung einer Senkung der Ticketsteuer im Luftverkehr um rund ein Prozent zulegten.
An der Börse in Zürich glänzte Richemont mit einem Gewinn von 4,6 Prozent, der den Luxussektor als einen der wenigen europäischen Sektoren ins Plus hievte. Der Schweizer Luxusgüterkonzern beschleunigte das Wachstum im Sommerquartal und ließ die großen Branchenrivalen hinter sich.
(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)










