“Frühe Weihnachten”: Luxuskonzern Richemont glänzt mit Wachstum

Zürich (Reuters) – Der Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont hat das Wachstum im Sommerquartal beschleunigt und die anderen großen Rivalen im Luxussegment hinter sich gelassen.

Getrieben von der Rückkehr zu Wachstum im Schlüsselmarkt China und dem Uhrengeschäft steigerte der Hersteller von Cartier-Schmuck den Umsatz von Juli bis September in Lokalwährungen um 14 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro und übertraf damit die Analystenschätzungen. “Die Gruppe erzielte im ersten Halbjahr eine bemerkenswerte Umsatzentwicklung, die von einer anhaltenden lokalen Nachfrage getragen wurde”, erklärte Verwaltungsratspräsident Johann Rupert.

In der Region Asien-Pazifik legte das Geschäft um zehn Prozent zu. Mit Blick auf den Großraum China sprach Richemont von einer “spürbaren Verbesserung”, erstmals seit fast zwei Jahren erzielten die Genfer dort Wachstum. “Der Abwärtstrend hat gedreht, sodass wir erste (positive) Anzeichen erkennen können”, erklärte Rupert. Die Kundschaft sei aber auch selektiver geworden.

Richemont überflügelte mit seinen Wachstumsraten Rivalen wie den Branchenprimus LVMH oder auch Kering, Hermes, Gucci und Prada, erklärte ZKB-Analyst Patrik Schwendimann. Sein Kollege Jean-Philippe Bertschy sprach von “frühen Weihnachten”. “Der Schmuckbereich erzielte eine außergewöhnliche Performance, die selbst die optimistischsten Erwartungen übertraf und die der Wettbewerber deutlich hinter sich ließ. Dies unterstreicht die anhaltende Attraktivität und Preisgestaltungsmacht von Cartier, Van Cleef und anderen.” An der Börse zogen Richemont 7,3 Prozent an.

Dabei war das Umfeld für die Branche nicht einfach. Richemont verwies auf die beispiellose Kombination von starken Währungsschwankungen, der Rekordjagd des Goldpreises und den von der Einführung von US-Importzöllen ausgehenden Bremsspuren. Da die Zölle auf Waren aus der Schweiz erst im August griffen, war der Effekt im abgelaufenen Quartal überschaubar. Sollten die USA von ihren Zöllen in Höhe von 39 Prozent auf Schweizer Produkte nicht abrücken, dürfte dies Richemont in der zweiten Jahreshälfte stärker treffen. Für das Gesamtjahr läge die Belastung dann voraussichtlich bei 300 Millionen Euro. Rupert erklärte, er sei zuversichtlich, dass die beiden Länder in den nächsten zwei Wochen eine Einigung über die Senkung der US-Einfuhrzölle erzielen. Zuvor hatten sich bereits Regierungsvertreter beider Seiten optimistisch geäußert.

Als Reaktion auf das gestiegene Kostenumfeld habe Richemont die Preise gezielt erhöht. Zusammen mit dem Umsatzwachstum sorgte dies im gesamten ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2025/26 für einen Anstieg des Betriebsergebnisses um sieben Prozent auf 2,36 Milliarden Euro. Der Nettogewinn vervierfachte sich auf 1,81 Milliarden Euro. In der Vorjahresperiode hatte eine Wertberichtigung von 1,3 Milliarden Euro in Zusammenhang mit dem Verkauf des langjährigen Sorgenkindes Yoox Net-a-Porter (YNAP) den Gewinn gedrückt.

(Bericht von Oliver Hirt und John Revill, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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