Berlin (Reuters) – Der deutsche Osthandel schiebt das von hohen US-Zöllen und einer China-Flaute belastete deutsche Exportgeschäft an.
Die Ausfuhren in die 29 Länder der Region Mittel- und Osteuropa sowie Zentralasien wuchsen in den ersten drei Quartalen um 2,3 Prozent auf 216 Milliarden Euro. Das teilte der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft am Mittwoch mit. Zum Vergleich: Die gesamten Ausfuhren legten bis Ende September nur um 0,3 Prozent zum Vorjahreszeitraum zu, weil das Geschäft mit den weltgrößten Volkswirtschaften USA und China schrumpft. Die deutschen Importe aus dem Osten wuchsen sogar um 3,5 Prozent auf 197 Milliarden Euro.
“Die EU-Staaten in Mittel- und Südosteuropa waren im Jahresverlauf erneut verlässliche Partner der deutschen Exportwirtschaft”, sagte die Vorsitzende des Ost-Ausschusses, Cathrina Claas-Mühlhäuser, der Nachrichtenagentur Reuters. “Allein die Ausfuhren in die beiden größten Märkte der Region, Polen und Tschechien, legten in den ersten drei Quartalen 2025 gegenüber dem Vorjahr zusammen um fast 5,6 Milliarden Euro zu.” Polen baue mit einem Exportplus von sechs Prozent auf 74,3 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten seine Rolle als viertgrößter Absatzmarkt Deutschlands vor Italien und China weiter aus.
MEHR EXPORTE IN DIE UKRAINE
Besonders dynamisch entwickelten sich in den ersten neun Monaten zudem die Ausfuhren in die Ukraine. Diese nahmen um 14,3 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro zu, was unter anderem an der Lieferung militärischer Güter liegen dürfte. Die Exporte nach Usbekistan wuchsen mit 20,6 Prozent noch stärker. Das Land gewinne als Wirtschaftspartner in Zentralasien zunehmend an Bedeutung. Aber auch in die südosteuropäischen EU-Märkte wie Slowenien und Rumänien wurden deutlich mehr Güter exportiert als im Jahr zuvor. Lediglich Ungarn bezog wegen seiner schwachen Konjunktur und den Problemen der Autoindustrie deutlich weniger Waren aus Deutschland (-6,3 Prozent).
Die enge Verflechtung der östlichen EU-Mitglieder mit der deutschen Wirtschaft zeigt sich auch importseitig: Hier legten insbesondere die deutschen Bezüge aus Polen, Tschechien und Rumänien kräftig zu, so der Ost-Ausschuss.
Die immer umfassenderen Sanktionen als Folge des Krieges gegen die Ukraine lassen dagegen den deutschen Handel mit Russland (-14 Prozent) und Belarus (-69 Prozent) weiter schrumpfen. Deutschland bezieht den Angaben nach aus Russland inzwischen vor allem Nahrungs- und Futtermittel, Dünger und Metalle. Bei den Exporten liegt der Schwerpunkt demnach auf Medikamenten, Medizintechnik und anderen humanitären Gütern. Deutlich rückläufig waren auch die deutschen Ausfuhren nach Kasachstan, Kirgisistan, Armenien und Georgien, so der Ost-Ausschuss.
Dieser fordert, die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen mit den kooperationswilligen Ländern Zentralasiens und des Südlichen Kaukasus auszubauen. “Mit Sorge sehen wir, wie China, aber auch die USA, dort und im Westlichen Balkan ihre Wirtschaftsinteressen konsequent verfolgen”, sagte Claas-Mühlhäuser. Die EU müsse ihr Partnerschaftsprogramm Global Gateway schneller umsetzen, “damit wir diese Wachstumsmärkte nicht an unsere Wettbewerber verlieren”.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)










