Bayer muss Milliarden für Glyphosat-Klagen nachlegen – Ziele bekräftigt

Frankfurt (Reuters) – Weitere Milliarden-Rückstellungen für US-Rechtsstreitigkeiten haben Bayer im Sommerquartal erneut in die Verlustzone gedrückt.

Unter dem Strich stand ein Minus von 963 Millionen Euro, wie der Pharma- und Agrarkonzern am Mittwoch mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte der Konzern wegen massiver Wertminderungen im Agrargeschäft einen Verlust von 4,18 Milliarden Euro ausgewiesen. Grund für das Minus waren nun erneute Sonderaufwendungen von gut einer Milliarde Euro. Diese musste Bayer wegen Vergleichsvereinbarungen bei Glyphosat-Klagen, einem darauffolgenden Anstieg neuer Klagen sowie eines negativen Gerichtsurteils in einem Rechtsstreit um die Chemikalie PCB bilden.

Bayer rechnet wegen der erhöhten Rückstellungen nun mit Sonderbelastungen im Gesamtjahr von 3,5 Milliarden bis 4,0 Milliarden Euro. Bislang hatte der Konzern 2,5 bis 3,5 Milliarden Euro veranschlagt. Die Zahl der offenen Glyphosat-Klagen in den USA erhöhte sich zuletzt auf 65.000 von zuvor 61.000 Fällen. Die Klagewelle wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Unkrautvernichters hatte sich Bayer 2018 mit der 63 Milliarden Dollar teuren Übernahme des Glyphosat-Entwicklers Monsanto ins Haus geholt.

Konzernchef Bill Anderson zeigte sich weiter zuversichtlich, die Rechtsrisiken bis Ende 2026 signifikant einzudämmen. “Wir sind überzeugt, dass unsere mehrgleisige Strategie die richtige ist”, sagte er und sprach von erheblichen Fortschritten. “Insgesamt stehen wir jetzt vor einer wichtigen und sehr dynamischen Phase.” Das spiegele sich auch in den erhöhten Rückstellungen wider.

Operativ überraschte Bayer positiv: Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) stieg im dritten Quartal um 20,8 Prozent auf 1,511 Milliarden Euro und übertraf damit die Erwartungen von Analysten deutlich. Dazu trugen vor allem niedrigere Herstellungskosten und Einsparungen im Agrargeschäft bei. Das Ergebnis im Pharmageschäft sank dagegen, unter anderem wegen höherer Ausgaben für Forschung und Entwicklung, negativer Währungseffekte sowie Preisdruck bei wichtigen Medikamenten in den USA. Zudem gab der Umsatz mit den Blockbustern, dem Gerinnungshemmer Xarelto und dem Augenmedikament Eylea, wegen Patentabläufen und sinkender Preise deutlich nach.

Der Konzern bekräftigte seine im Juli angehobene währungsbereinigte Prognose. Bayer rechnet für 2025 unverändert mit einem Umsatz von 46 bis 48 Milliarden Euro sowie einem bereinigten operativen Gewinn von 9,7 bis 10,2 Milliarden. Für das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten senkte das Unternehmen jedoch die Umsatzprognose und verwies auf ein schwierigeres Marktumfeld.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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