(Reuters) – Der angeschlagene französische Zahlungsdienstleister Worldline will sich mit einer Kapitalerhöhung über 500 Millionen Euro frisches Geld beschaffen.
Mit dem Schritt sollen ein Sanierungsplan finanziert und das Vertrauen der Anleger nach jahrelangen Problemen wiederhergestellt werden. Wie Worldline am Donnerstag mitteilte, beginnt die zweistufige Kapitalerhöhung mit einem für die staatliche französische Bank Bpifrance sowie die Großbanken Credit Agricole und BNP Paribas reservierten Aktienverkauf über 110 Millionen Euro. Darauf folgt eine Bezugsrechtsemission über 390 Millionen Euro für alle Aktionäre. Nach Abschluss der für das erste Quartal 2026 erwarteten Kapitalmaßnahme wird Bpifrance 9,6 Prozent der Anteile halten, Credit Agricole 9,5 Prozent und BNP Paribas 7,9 Prozent.
Der bisherige Worldline-Großaktionär, der Schweizer Börsenbetreiber SIX Group, kündigte an, sich nicht zu beteiligen und damit eine Verwässerung seines Anteils in Kauf zu nehmen. Die hohe Wertberichtigung der Beteiligung an Worldline dürfte SIX den dritten Jahresabschluss in Folge verhageln. Für 2025 erwartet SIX einen Verlust von rund 300 Millionen Franken. Darin sei eine Wertanpassung im Zusammenhang mit der Beteiligung an Worldline von voraussichtlich rund 550 Millionen Franken enthalten.
Die Aktie von Worldline lag gegen Mittag zwei Prozent im Plus, nachdem sie zuvor auf ein neues Rekordtief gefallen war. Analysten von J.P. Morgan erklärten, der neue Plan verleihe dem Unternehmen Glaubwürdigkeit, Investoren würden jedoch Beweise für eine Stabilisierung sehen wollen.
VIELE PROBLEME – WORLDLINE WILL DIE KURVE KRIEGEN
Der Börsenwert von Worldline war seit seinem Höchststand von über 20 Milliarden Euro im Jahr 2021 um rund 97 Prozent auf zuletzt nur noch etwa 600 Millionen Euro eingebrochen. Das 2014 vom IT-Konzern Atos abgespaltene Unternehmen kämpfte mit Problemen bei der Kundenbindung, wiederholten Gewinnwarnungen und Instabilität in der Unternehmensführung. Zudem belastete eine allgemeine Verlangsamung der Konsumausgaben die gesamte Zahlungsbranche. Eine strafrechtliche Untersuchung wegen mutmaßlicher Geldwäsche bei seiner belgischen Tochtergesellschaft beschädigte den Ruf zusätzlich.
Worldline nannte am Donnerstag auch längerfristige Ziele. Zwischen 2027 und 2030 strebt das Unternehmen ein jährliches Umsatzwachstum von vier Prozent, ein operatives Kernergebnis von einer Milliarde Euro und ab 2027 einen positiven Free Cashflow an. Zusätzlich sollen geplante Verkäufe der Mobilitätssparte, des Nordamerikageschäfts und der Sparte für elektronisches Datenmanagement bis zu 400 Millionen Euro einbringen.
(Bericht von Gianluca Lo Nostro und Oliver Hirt, geschrieben von Myria Mildenberger, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)










