Frankfurt (Reuters) – Nach einer weiteren Reihe uneinheitlicher Konzernbilanzen sind die Börsenanleger nur mit angezogener Handbremse unterwegs.
Der Dax und der EuroStoxx50 notierten am Donnerstag gegen Mittag jeweils leicht schwächer bei 24.012 und 5666 Punkten. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes lagen knapp im Plus. Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets zeigte sich optimistisch: “Sollte sich in New York die Lage nach den einmal mehr aufgekommenen Diskussionen über das Platzen der möglichen KI-Blase weiter beruhigen, könnte die gestrige Gegenbewegung im Dax bereits das Ende der Konsolidierung eingeläutet haben.”
Die Anleger versuchten zugleich, die Geschäftsberichte mehrerer wichtiger Unternehmen zu deuten. In Frankfurt griffen sie unter anderem bei Zalando und der Deutschen Post zu, was die Aktien um 8,6 und sieben Prozent ins Plus hievte. Um 3,4 und 2,4 Prozent nach unten ging es hingegen für Heidelberg Materials und die Commerzbank. Im MDax büßten Lanxess fast 14 Prozent ein, während Rational um 7,3 Prozent zulegten. Im SDax stach Suss Microtec mit einem Kurssprung von fast 20 Prozent hervor. Auf der Verliererseite rutschten die Titel von Hamborner Reit um fast fünf Prozent ab.
LEGRAND MIT KURSSTURZ – NOVO NORDISK GEFRAGT
Für Gesprächsstoff bei den anderen Einzelwerten sorgte die Deutsche Börse. Die Papiere des Handelsplattform-Betreibers rutschten um gut vier Prozent ab und waren damit Schlusslicht im Dax. Die Europäische Kommission hat eine Kartelluntersuchung gegen die Deutsche Börse und die US-Börse Nasdaq eingeleitet. Die Nasdaq-Aktien gaben vor US-Handelsstart knapp zwei Prozent nach.
Im Rampenlicht an der Börse in Paris stand Legrand. Die Aktien des französischen Anbieters von Schaltern und Steckdosen, die unter anderem in KI-Rechenzentren zum Einsatz kommen, brachen um 9,5 Prozent ein. Rivalen wie Siemens Energy, Prysmian, Schneider Electric und Spie gaben ebenfalls leicht nach. Legrand meldete für die ersten neun Monate 2025 einen überraschend niedrigen Umsatz. Belastet wurden die Zahlen von den Auswirkungen der verschärften US-Handelspolitik und einem Rückgang von Bauprojekten in Europa wegen hoher Finanzierungskosten.
Nach oben ging es hingegen für Novo Nordisk. Die Titel des dänischen Pharmakonzerns rückten in Kopenhagen um rund drei Prozent vor. Ein Gericht hatte den Versuch des Rivalen Pfizer abgewiesen, die Zehn-Milliarden-Dollar-Offerte von Novo für den Adipositas-Spezialisten Metsera zu blockieren. Der US-Pharmakonzern will nun einem Insider zufolge sein eigenes Angebot erhöhen. Das “Wall Street Journal” hatte zuerst darüber berichtet. Laut der “Financial Times” plant Pfizer, mit Novo gleichzuziehen und ebenfalls 86,20 Dollar je Aktie zu bieten. Die Pfizer-Aktie rückte vorbörslich um 0,3 Prozent vor, während Metsera um rund 8,5 Prozent zulegte.
BANK OF ENGLAND IM BLICK
Die Anleger warteten zugleich auf den Zinsentscheid der Bank of England (BoE). Die Notenbank in London wird den Leitzins laut den meisten von Reuters befragten Ökonomen konstant halten. Manche halten jedoch eine Senkung um einen Viertelprozentpunkt für möglich, zumal sich die Inflation entgegen der Erwartung der Notenbank jüngst nicht weiter beschleunigt hat. Die Bank of England (BoE) hatte sich zuletzt im August zu einer Zinssenkung durchgerungen, wobei die Entscheidung im geldpolitischen Ausschuss äußerst knapp ausfiel.
Das Pfund rückte vor der Entscheidung leicht vor. “Ich denke, von allen G7-Notenbanken befindet sich die Bank of England in der schwierigsten Lage”, sagte Rushabh Amin, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Allspring. Dem Experten zufolge dürfte die BoE mit einer Zinssenkung warten, bis die britische Finanzministerin Rachel Reeves am 26. November einen neuen Haushaltsplan vorlegt.
(Bericht von Zuzanna Szymanska. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











