Madrid/Frankfurt (Reuters) – Zur Sanierung von Telefonica streicht der neue Konzernchef Marc Mutra die Dividende zusammen.
Ab dem kommenden Jahr werde sie auf 0,15 Euro je Aktie halbiert, kündigte er am Dienstag an. Die frei werdenden Mittel wolle er zum Abbau des aktuell gut 28 Milliarden Euro hohen Schuldenberges nutzen. Zudem erhalte er Freiräume für eventuelle Übernahmen.
Die reduzierte Ausschüttung flankiert Mutra mit Einsparungen, die die Kosten um 25 Prozent drücken sollen. Dies solle etwa durch geringere Investitionen und den verstärkten Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) erreicht werden. Einem Zeitungsbericht zufolge fallen außerdem im laufenden Jahr mindestens 6000 Stellen in diversen Geschäftsbereichen weg. Der Personalbestand soll wie im vergangenen Jahr vorwiegend über Abfindungsprogramme reduziert werden. Derzeit beschäftigt der spanische Konzern weltweit etwa 100.000 Menschen.
ANHALTEND SCHWACHE GESCHÄFTSENTWICKLUNG
Der seit Jahresbeginn amtierende Telefonica-Chef stellte seinen Ausblick vor dem Hintergrund enttäuschender Quartalsergebnisse vor: Umsatz und operativer Gewinn schrumpften wegen negativer Wechselkurseffekte um jeweils etwa 1,5 Prozent auf 8,96 beziehungsweise 3,07 Milliarden Euro. Das Nettoergebnis aus fortgeführtem Geschäft liege bei 271 Millionen Euro. Darin enthalten sei eine 247 Millionen Euro schwere Abschreibung auf die Sparte Telefonica Tech. Analysten hatten einen Reingewinn von 418 Millionen Euro erwartet.
In Deutschland gingen Umsatz und Betriebsergebnis um 6,6 beziehungsweise 9,5 Prozent zurück. Der Grund hierfür war erneut die Abwanderung von 1&1-Kunden. Die Tochter von United Internet hatte jahrelang die Infrastruktur von Telefonica genutzt. Inzwischen baut das Unternehmen ein eigenes Mobilfunknetz auf, stößt dabei jedoch auf Probleme. In Gebieten ohne eigene Sendemasten setzt es auf das Netz von Vodafone.
Bei Anlegern kamen die Zahlen und der Ausblick nicht gut an. Telefonica-Titel stürzten in Madrid zeitweise um mehr als 14 Prozent ab. Das war der größte Kursrutsch seit dem Börsen-Crash vom März 2020.
KONZENTRATION AUF KERNBEREICHE
Telefonica befindet sich mitten im Umbau. In den vergangenen Monaten hatte sich das Unternehmen aus mehreren lateinamerikanischen Märkten zurückgezogen. Die Töchter in Chile und Kolumbien stehen ebenfalls zum Verkauf. Abschreibungen auf verkaufte Geschäftsbereiche haben dem spanischen Telekom-Konzern in den ersten neun Monaten 2025 einen Verlust von insgesamt rund einer Milliarde Euro eingebrockt.
Analyst Nick Lyall von der Berenberg Bank begrüßte die Konzentration von Telefonica auf Märkte wie Spanien oder Deutschland. Unter den möglichen Übernahmezielen sei 1&1 aus seiner Sicht am attraktivsten, weil dort die größten Einsparpotenziale winkten. Die kartellrechtlichen Hürden seien nicht unüberwindbar. Alles hänge an der Frage, ob sich United Internet und dessen Gründer Ralph Dommermuth von dem deutschen Mobilfunker trennen wolle. Einem Zeitungsbericht zufolge erwägt Telefonica eine erneute Kooperation mit 1&1, die in eine Übernahme münden könne.
(Bericht von Hakan Ersen, David Latona und Jesus Calero, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)










