– von Rachel More und Christina Amann
Peking/Amsterdam/Berlin (Reuters) – Im Handelskonflikt um den niederländischen Chip-Hersteller Nexperia bleibt die Lage auch nach der Verständigung auf höchster Ebene zwischen China und den USA verworren.
China warf den Niederlanden mangelnde Kooperationsbereitschaft vor. “Die niederländische Seite setzt ihren unilateralen Kurs fort, ohne konkrete Schritte zu unternehmen, um die Situation zu lösen, was unausweichlich Folgen für die weltweiten Halbleiter-Lieferketten haben wird”, erklärte das chinesische Handelsministerium am Dienstag. “Das wollen weder China noch die Industrie.” Ein Sprecher des niederländischen Wirtschaftsministeriums sagte, die Gespräche mit den chinesischen Behörden dauerten an. Man arbeite an einer konstruktiven Lösung.
Die niederländische Regierung hatte Ende September die Kontrolle über den Chiphersteller übernommen und dies mit der Sorge vor einem Technologietransfer an die chinesische Muttergesellschaft Wingtech begründet. Der Streit um die Kontrolle über Nexperia, das große Mengen von Basischips für Elektronikkomponenten herstellt, führte zu Engpässen und alarmierte Autohersteller weltweit. Nexperia produziert zwar überwiegend in Europa, die Chips werden aber zu 70 Prozent in China weiterverarbeitet. Am Wochenende hatte das US-Präsidialamt nach Gesprächen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping erklärt, es sei vereinbart, dass China für die Wiederaufnahme der Chiplieferungen sorgen werde.
BLOCKADE IN CHINA UNVERÄNDERT
In einem Brief an Kunden vom 3. November, der Reuters vorlag, erklärte Nexperia dagegen, es sei unklar, wann das Werk im chinesischen Dongguan die Lieferungen wieder aufnehmen könne. Die Erklärung des US-Präsidialamtes nach dem Spitzentreffen werde noch geprüft. “Im Moment ist aber klar, dass die Situation in Dongguan unverändert ist und Nexperia davon abhält, seine Lieferverpflichtungen mit den Kunden zu erfüllen”, schrieb Nexperia. Der Brief solle als offizielle “Force Majeure”-Erklärung gewertet werden, also höhere Gewalt. Nexperia versuche alles, um diese Situation zu beenden und suche in der Zwischenzeit nach Alternativen, um seine vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen. Das Unternehmen war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Europäische Autohersteller und Zulieferer bemühen sich um Ausnahmegenehmigungen für den Export von Nexperia-Chips aus China oder suchen nach alternativen Lieferanten. Die befürchteten Produktionsstopps stehen jetzt aber bevor. So beantragte der Zulieferer Bosch für das Werk Ansbach Kurzarbeit für 650 Beschäftigte, nachdem dies auch für Salzgitter eingeleitet wurde. Ob in Ansbach Beschäftigte nach Hause geschickt werden müssen, ist noch offen. “In welchem Umfang wir in den kommenden Wochen davon Gebrauch machen, ergibt sich aus produktionstechnischen Planungen und der weiteren Entwicklung der Engpasssituation bei Elektronikbauteilen”, erklärte Bosch.
(Weiterer Reporter: Toby Sterling und Eduardo Baptista. Geschrieben von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)










