Studie: 75 Millionen neue Jobs in Afrika bis 2029

Berlin (Reuters) – Neue Arbeitsplätze werden einer Studie zufolge in den kommenden Jahren vor allem in Afrika entstehen.

Bis 2029 dürften weltweit voraussichtlich mehr als 100 Millionen neue Jobs geschaffen werden, wie aus dem am Montag veröffentlichten “Global Jobs Index” des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hervorgeht. Vor allem in Afrika dürfte die Beschäftigung demnach wachsen: Auf dem Kontinent könnten mehr als 75 Millionen Menschen zusätzlich in Jobs arbeiten, die mehr als die absolute Armutsgrenze von 2,15 Dollar pro Tag zahlen. In Asien werde diese Zahl netto um 21 Millionen steigen, in Südamerika um neun Millionen und in Nordamerika um vier Millionen. Im alternden Europa hingegen falle die Beschäftigung um sieben Millionen, wenn die Arbeitslosenquoten stabil bleiben.

“Massives Bevölkerungswachstum plus Wirtschaftswachstum – das erklärt, warum Afrika die größte Dynamik bei der Entstehung zusätzlicher Jobs hat”, sagte IfW-Forschungsdirektor Tobias Heidland. “In Asien und Europa bremst die Alterung das Jobwachstum.” Europa könne aber vom afrikanischen Job-Turbo profitieren. “Es ist denkbar, bestimmte Tätigkeiten stärker zu verlagern, um dem hiesigen Fachkräftemangel zu begegnen”, sagte Heidland. “Investitionen in Afrika fördern zugleich die dortige wirtschaftliche Eigenständigkeit und verringern Migrationsdruck.”

Anders als im globalen Norden bedeutet die Schaffung neuer Arbeitsplätze auf der Südhalbkugel den Angaben zufolge auch einen direkten ersten Schritt aus der Armut. Dort seien noch rund 320 Millionen potenziell Beschäftigte nicht in Tätigkeiten über der Armutsgrenze – entweder weil sie in ihren Jobs weniger als 2,15 US-Dollar verdienen oder komplett arbeitslos seien. Diese sogenannte Beschäftigungslücke variiere stark zwischen den Ländern. In Kenia etwa seien aktuell 22 Prozent nicht beschäftigt oder so prekär, dass sie unter der Armutsgrenze liegen. Im krisengeschüttelten Nachbarland Somalia sind es demnach sogar 75 Prozent.

Die Projektion zeigt jedoch, dass in Kenia bis 2060 die Beschäftigungslücke nur noch bei rund zwei Prozent liegen könnte, in Somalia hingegen immer noch bei rund 63 Prozent. In beiden Ländern ist vor allem mit der Entstehung von Gig-Jobs, also kleineren Tätigkeiten oder Projektarbeit, zu rechnen.

Den “Global Jobs Index” hat das IfW gemeinsam mit dem Hamburger Startup Impacc erstellt, das Spenden in afrikanische Startups investiert, um die Selbstständigkeit vor Ort zu fördern. Die den Berechnungen zugrunde liegenden Daten stammen unter anderem von der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen und von nationalen Statistikämtern.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Wollrab – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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